Bauhaus

 

 

"LASST EUCH VERSÖHNEN"

Foto Fritz Heinze, um 1937. Links Tochter Katrin, rechts Sohn Peter 

Die Versöhnungskirche in Leipzig-Gohlis, 1932 eingeweiht, ist eine der wenigen bedeutenden Kirchenbauten der klassischen Moderne in Deutschland (Stahlbetonskelettbauweise) im Sinne der Bauhausarchitektur mit bildkünstlerischer Ausstattung jener Zeit. Die Leitung dafür war M. Alf Brumme (1891-1967) übertragen.

 

 

 

 

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Peter Thiel

06.01.2021

 

 

 

 

 

Weitere Darstellungen mit Bezug zum Thema:

Familiengeschichte

Bauhaus Dessau

Fritz Heinze (geboren am 22.3.1904, gestorben am 2.1.1958)

Konzentrationslager Colditz

Kriegsfotos 1941 bis 1944 - Bilder aus einem Krieg - von Fritz Heinze

Kriegstagebuch von Fritz Heinze - geboren am 22.03.1904 in Jena, gestorben am 02.01.1958 in Potsdam-Babelsberg

 

 

Informationen zur Familiengeschichte der Bauhäusler Friedrich (Fritz) Heinze und Johannes (Hans) Przyrembel können Sie hier einsehen.

 

 

 

 

1. Johannes (Hans) Przyrembel

verheiratet mit Ilse Neidhardt,

gemeinsamer Sohn Hans-Peter Przyrembel;

 

geboren 03.10.1900 in Halle (Saale) - siehe Katalog Technolumen

1915 Schlosserlehre in Leipzig

1918 Soldat im Ersten Weltkrieg, danach Gelegenheitsarbeit als Schlosser

1924 Kommt als Studierender zum Bauhaus in Weimar. Hier und später in Dessau arbeitet er in der Metallwerkstadt. Unter der Leitung von László Moholy-Nagy und in enger Zusammenarbeit mit Marianne Brandt entstehen Modelle und Entwürfe für Möbel. Leuchten und Gebrauchsgeräte.

 

 

 

 

 

 

Künstler Hans Przyrembel

Titel Tea caddy

Medium silver-plated alpaca

Größe 8,1 x 2,3 x 2,3 in. / 20,5 x 5,8 x 5,8 cm.

Jahr 1926 -

Gieß./Verl. Bauhaus Dessau ed.

Bez. Stamped

Verkauft durch Sotheby's New York: Freitag, 14.Dezember 2007

[Lot 60]

Deutscher Werkbund to Bauhaus: An Important Collection of German Design

http://www.artnet.de/artist/579880/hans-przyrembel.html

 

 

 

 

 

Marianne Brandt

1893 Chemnitz -

1983 Kirchberg/Sachsen

Metall-Designerin

 

Studium an der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst.

Am Bauhaus von 1923-1929: Vorkurs bei Albers und Moholy, Kurse bei Klee und Kandinsky. Ausbildung in der Metallwerkstatt.

Wintersemester 1926/27 Aufenthalt in Paris. 1928/29 stellvertretende Leiterin der Metallwerkstatt. Abschluß mit dem Bauhaus-Diplom 1929.

Bis 1932 Entwurfsarbeit in einer Metallwarenfabrik. Nach dem Krieg Dozentin an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, von 1951-1954 Mitarbeiterin am Institut für Industrieformgestaltung in Berlin. 1954 nach Chemnitz zurückgekehrt, widmet sie sich dort der freien Kunst und dem Kunsthandwerk.

Eine der größten Begabungen der Metallwerkstatt des Bauhauses. Von ihr stammen hervorragende, frühe Einzelstücke, darunter Kannen und Service. Um 1925 Hinwendung zur industriellen Entwurfsarbeit, Entwicklung zahlreicher Metallampen.

www.bauhaus.de/bauhaus1919/biographien/biographie_brandt.htm

 

 

 

Eine Metallarbeit von Hans Przyrembel wird im Jahr 2009 im Rahmen der Ausstellung "DAS BAUHAUS KOMMT AUS WEIMAR" im Bauhaus-Museum in Weimar ausgestellt. 

 

 

Ausstellung "DAS BAUHAUS KOMMT AUS WEIMAR" 

Eine Ausstellung der Klassik Stiftung Weimar zum Bauhaus-Jahr 2009.

1.04. bis 05.07.2009

Bauhaus-Museum

Theaterplatz, 99423 Weimar

http://www.das-bauhaus-kommt.de/indexindex.php

 

 

 

Ausstellung eines Exponates auch im Rahmen der Ausstellung "Modell Bauhaus"  im Martin-Gropius-Bau in Berlin

 

 

 

Modell Bauhaus – Ausstellung 2009

Ausstellung des Bauhaus-Archivs Berlin, der Klassik Stiftung Weimar und der Stiftung Bauhaus Dessau in Kooperation mit dem Museum of Modern Art New York

22.7.– 4.10.2009

Martin-Gropius-Bau, Berlin

Anlässlich des 90. Jahrestags der Gründung des Staatlichen Bauhauses veranstalten im Sommer 2009 die drei Bauhausinstitutionen in Deutschland, das Bauhaus-Archiv Berlin, die Klassik Stiftung Weimar und die Stiftung Bauhaus Dessau gemeinsam mit dem Museum of Modern Art (MoMA) New York eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin. Nach der Präsentation in Berlin wird die Ausstellung im MoMA in New York gezeigt. Erstmalig nach der Wiedervereinigung wirken bei diesem Projekt die drei deutschen Bauhausinstitutionen zusammen. Das gemeinsame Ausstellungs- und Forschungsvorhaben bietet die Chance, eine wissenschaftliche Neubewertung des historischen Bauhauses und seiner Rezeption bis in die Gegenwart einzuleiten. Kuratoren aus den drei Institutionen arbeiten gemeinsam an der Entwicklung der Ausstellung. Die Auseinandersetzung mit dem Bauhaus findet auf drei Ebenen statt: Die Darstellung der Bauhausgeschichte von 1919 bis 1933 wird mithilfe ausgewählter historischer Objekte geleistet, wobei der größte Teil der Exponate aus den Beständen und Sammlungen der drei Institutionen stammt, ergänzt durch Leihgaben internationaler Museen und Sammler. In den Themenkreisen Rezeption und Reflexion wird das Nachleben des Bauhauses bis in die Gegenwart beleuchtet. Ausgehend von einigen historischen Referenzobjekten sollen Betrachtungen über das Bauhaus im Nationalsozialismus, seine internationale Verbreitung und seine Kommerzialisierung angestellt werden. Zentraler Ort der Präsentation des Themenkreises Rezeption und Reflexion wird der große Lichthof des Martin-Gropius-Baus in Berlin sein. Für das Schaffen einer gegenwartsbezogenen, künstlerischen Klammer konnte die renommierte US-amerikanische Künstlerin Christine Hill gewonnen werden.

www.modell-bauhaus.de

 

 

 

 

1928 Nach Beendigung des Studiums Gesellenprüfung als Silberschmied.

 

 

 

 

 

Abb. 58 Private Feier der Angehörigen der Metallwerkstatt

1 Prziremmbell  2 Erik Brandt  3 Marianne Brandt  4 Max Beyer (Bruder von Herbert Tischler)  5 Wolfgang Rößger  6 Rudolf Schwarz  7 Otto Rittweger  8 Else Haenagen  9 Josef Knau

Prziremmbell soll offenbar Pryzrembel heißen

Abbildung in: Karl-Heinz Hüter: Das Bauhaus in Dessau. Studie zur gesellschaftspolitischen Geschichte einer deutschen Kunstschule; Akademie-Verlag, Berlin (Ost), 1982, 3. unveränderte Auflage

 

 

Josef Knau, geboren am 24. April 1897 in Mainz. Ausbildung in der Metallwerkstatt unter Johannes Itten und László Moholy-Nagy. Seit 1924 aktives Mitglied der kommunistischen Partei. 1935 Emigration nach Holland, später nach Frankreich. Drei Jahre, bis 1939 kämpft er in den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg. Danach in verschiedenen Internierungslagern inhaftiert. Nach Auslieferung an die Gestapo wird er in das Zuchthaus Hameln und anschließend Konzentrationslager Neuengamme gebracht.  Am 03. Mail 1945 als Häftling des geräumten Lagers Neuengamme auf ein Schiff  "Thielbek" verbracht, dass bei einem Angriff der Alliierten in der Neustädter Bucht versinkt.

aus:  

Volkhard Knigge; Harry Stein (Hrsg.): "Franz Ehrlich. ein Bauhäusler in Widerstand und Konzentrationslager"; Eine Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar und der Stiftung Bauhaus Dessau. Neues Museum Weimar 2. August 2009 - 11. Oktober 2009, S. 151

 

 

 

 

1929 Aufbau einer eigenen Werkstadt in Leipzig, Herstellung von Leuchten (unter der Firmenbezeichnung ha.p.er) und Tischgerät

1932 Meisterprüfung als Gold- und Silberschmied. Regelmäßige Teilnahme an den Ausstellungen im Grassi-Museum in Leipzig. Herstellung von Gold- und Silberschmuck, von Tischgeräten und Silber, Messing und Kupfer.

 

Hans Przyrembel ist vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten Mitglied der SPD. Mit seinem Schwager Fritz Heinze, Mitglied der KPD gibt es politische Streitigkeiten hinsichtlich der Sozialfaschismusdiskussion der KPD.

Nach 1933 passt sich Hans Przyrembel künstlerisch soweit dem nun herrschenden Zeitgeist an, dass er weiter als Künstler in eigener Werkstatt tätig sein kann.

Gleichwohl zeigt ein privates Foto vom 09.01.1935 ihn und seine Frau Ilse Przyrembel vermutlich in seiner Leipziger Wohnung, die ersichtlich mit "Bauhausmöbeln" eingerichtet ist.

 

 

 

 

 

Ca. ab 1938 Knappheit von Silber (925 – Sterlingsilber), daher Materialsverwendung Kupfer und Messing – vermutlich Signatur geändert.

1940 Teilnahme an Ausstellung in Mailand. Bronzemedaille.

 

 

1942: Hans Przyrembel wird als Soldat eingezogen. verschollen in Polen 1944/45

möglicherweise auf dem Weg in sowjetische Kriegsgefangenschaft (Frau Köhler 26.01.2006) (oder in polnische Gefangenschaft gekommen, sagt R. T. – 2006). Auskunft der Deutsche Dienststelle zum letzt bekannten Einsatzort.

 

"Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht" 

Auskunftsschreiben vom 07.05.2007:

 

"... teile ich mit, dass die Personalpapiere (Wehrpass, Wehrstammbuch, Stammrolle) ... hier nicht vorliegen; sie sind vermutlich durch Kriegseinwirkung verloren gegangen.

Aus sonstigem Schriftgut der ehemaligen Wehrmacht wird folgendes bestätigt:

- Przyrembel, Johannes, geb. am 03.10.1900 in Halle (Saale) -

Heimatanschrift: Leipzig N. 22, Heinrothstr.10

 

Diensteintrittsdatum: nicht verzeichnet

Erkennungsmarke: - 134- 4./La.Sch.Btl. 17 / 4

 

Truppenteile:

lt. Meldung vom 15.09.1939

4./ Landesschützen-Bataillon XVII/IV 

aufgestellt im Wehrkreis IV, Leipzig

 

lt. Meldung vom 11.04.1940 u. lt. Meldung vom 23.09.1941

4./ Landesschützen-Bataillon  367

Unterstellung: Division 404

Einsatzraum: Wehrkreis IV, Leipzig

 

lt. Meldung vom 21.10..1941 u. lt. Meld. vom 28.11.1941 und vom 08.12.1941

Genesenden-Kompanie Landesschützen-Ersatz Bataillon 4

Standort Glauchau

- wegen Erkrankung -

 

lt. Meldung vom 09.12.1941 u. lt. Meld. vom 23.02.1942

3./ Landeschützen-Bataillon 975

Standort: Lauenburg / Pommern

 

lt. Meldung vom 27.02.1942 u. lt. Meld. vom 24.06.1942

Genesenden-Kompanie und später 3. Kompanie Landesschützen-Ersatz Bataillon 14

Standort: Freiberg /Sa.

- wegen Erkrankung -

 

lt. Meldung vom 26.08.1942

6. Kompanie Landesschützen-Ersatz Bataillon 394

Standort: Stollberg im Erzgebirge

 

1943 keine Truppenmeldungen

 

lt. Meldung vom 10.01.1944 und lt. Meld. vom 02.02.1944

2./ Landesschützen-Ersatz Bataillon 394

Standort Aue /Sachsen

mit Versetzung zu: Landesschützen-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 14 

Standort: Jungbunzlau / Sudeten

 

lt. Meldung vom 16.02.1944 und lt. Meldung vom 14.04.1944

1. Ausbildungs-Kompanie und später Marschkompanie Eisenbahn-Pionier-Ersatz- und Ausbildungsbataillon 1

Standort: Fürstenwalde

mit Versetzung zu: Marschkompanie Eisenbahn-Pionier 10

Standort: nicht feststellbar

 

lt. Meldung vom 03.05.1944

2. Kompanie Eisenbahn-Bau-Bataillon 513

Unterstellung: Heeres-/Eisenbahn) Truppe

Einsatzraum: Weichselbogen, Schlesien

 

Spätere Truppenmeldungen sowie eine Vermisst- oder Todesmeldung liegen nicht vor.

Kriegsgefangenschaft: keine Aufzeichnungen

Dienstgrad: Obergefreiter

 

Die Landesschützen-Bataillone gehörten zu den Sicherungstruppen. Sie wurden in der Regel für Sicherungsaufgaben in der Heimat und im rückwärtigen Heeresgebiet verwendet. Konkret gehörten zum Beispiel die Kriegsgefangenenbewachung sowie die Sicherung militärischer und kriegswichtiger Objekte und die Bewachung der Transportwege dazu.

 

zusätzlich verwendete Quelle: Tessin, Georg: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im zweiten Weltkrieg 1939-45, Osnarück, 1973 ff.

 

 

 

 

siehe hierzu auch "Lexikon der Wehrmacht":

 

Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4

Landesschützen-Ausbildungs-Bataillon 4

Landesschützen-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 4

Das Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4 wurde am 19. Februar 1940 in Frankenberg, Wehrkreis IV, aufgestellt. Das Bataillon unterstand der Division z.b.V. 404. Am 9. September 1940 wurde es nach Glauchau im gleichen Wehrkreis IV verlegt. In Glauchau wurde das Bataillon in der General-Hammer Kaserne untergebracht. Am 26. September 1942 wurde das Bataillon in je ein Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4 und ein Landesschützen-Ausbildungs-Bataillon 4 geteilt. Ab dem 1. Oktober 1942 unterstanden die beiden Bataillone der Division 464. Am 26. August 1943 wurden beide Bataillone in Glauchau zum Landesschützen-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 4 zusammengelegt. Im Juli 1944 wird dieses Bataillon dann wieder getrennt. Das Ausbildungs-Bataillon wurde daraufhin nach Heilenstein in den Wehrkreis XVIII verlegt. Das Ersatz-Bataillon blieb in Glauchau und stellte am 24. Februar 1945 in Riesa, ebenfalls Wehrkreis IV, ein Landesschützen-Bataillon 4 B zusätzlich auf.

Das Bataillon stellte unter anderem für folgende Einheiten den Ersatz:

Stäbe: Division z.b.V. 539; Feldkommandantur 558;

Landesschützen-Regimenter: z.b.V. 41; z.b.V. 44; z.b.V 45; z.b.V. 46; z.b.V. 47;

Landesschützen-Bataillone: 287; 288, 351; 352; 353; 354; 355; 356; 357; 358; 359; 360; 361; 362; 363; 364; 365; 366; 367; 368; 369; 370; 371; 372; 373; 374; 375; 376; 377; 378; 379; 380; 381; 382; 383; 384; 385; 388; 389; 390; 391; 392; 393; 394; 395; 396; 397; 398; 399; 400; 941; 942; 943; 948; 975; 976; 977; 978; 979; 980; 981; 982; 983; 984; 985; 986; 987; 988; 989;

Sicherungs-Regimenter: 46; 51;

Sicherungs-Bataillone: 352; 353; 356; 366; 372; 380; 384; 941; 943, 948; 949; 986; 989;

Transport-Sicherungs-Bataillone: 357; 358; 361; 365; 370; 376; 384;

Kriegsgefangenen-Bezirks-Kommandant K;

Oflag: 54; 64;

Frontstalag: 130; 131; 132; 133; 134; 135; 136; 137;

Stalag: 304; 314; 324; 334; 344; 354; 364; 381; 384;

Technische Abteilung II;

Kriegsgefangenen-Bau- und Arbeits-Bataillone: 4; 24; 46; 104; 124;

Festungs-Bataillon 621 (Tropen);

Kommandeure:

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/LandschtzErsBat/LandschtzErsBat4-R.htm

 

 

 

 

1945: Ilse Przyrembel, geborene Neidhardt, die Witwe von Johannes (Hans) Przyrembel, führte bis 1951 mit drei Gehilfen die Werkstatt weiter.

Ilse heiratet am 26.5.1951 Hubert Schroers, einen Maler.

Ilse gibt Haus und Werkstatt in Leipzig auf und zieht vor 1961 nach Westdeutschland. Ihr Sohn aus erster Ehe, Hans-Peter Przyrembel; verunglückt mit dem Motorrad tödlich in den 70er ? Jahren in Spanien.

Ilse Schroers, verwitwete Przyrembel, geborene Neidhardt wohnt 1996 in Heidelberg. Sie hat zwei Töchter (Halbschwestern von Hans-Peter Przyrembel) aus der zweiten Ehe mit Hubert Schroers. Die ältere Tochter heißt ...

 

 

 

 

 

 

Familie Walter Friedrich Heinze und Friederike Gertrud Heinze, geborene Przyrembel

 

Walther Friedrich (Fritz) Heinze, der Vater von Katrin

geboren am 22.3.1904 in Jena als Sohn des Bauhilfsarbeiters Karl Heinze und seiner Ehefrau Alma, geborene Fritsch

gestorben am 2.1.1958 in Potsdam-Babelsberg

Verheiratet mit Friederike Gertrud Heinze, geb. Przyrembel

 

 

Endes des 1. Weltkrieges

Ungeachtet der deutschen Waffenstillstandsbemühungen befahl die deutsche Admiralität am 24. Oktober für den 29. Oktober das Auslaufen der Flotte zu einer letzten, verzweifelten Schlacht („ehrenvoller Untergang“) gegen die überlegene Royal Navy. Daraufhin kam es in Wilhelmshaven zu Meutereien. Man verlegte die Flotte deshalb zum Teil nach Kiel und wollte die Meuterer bestrafen. Es brach ein Matrosenaufstand aus, der sich innerhalb weniger Tage zur Revolution, der Novemberrevolution entwickelte. In zahlreichen deutschen Städten wurden Arbeiter- und Soldatenräte gegründet. Kurt Eisner rief in München den Freistaat Bayern aus. Hier folgte im Frühjahr 1919 die Münchner Räterepublik. Die Revolution erfasste am 9. November auch Berlin, wo Reichskanzler Prinz Maximilian von Baden aus Sorge vor einem radikalen politischen Umsturz eigenmächtig die Abdankung des Kaisers bekannt gab und die Reichskanzlerschaft auf den Vorsitzenden der SPD, Friedrich Ebert, übertrug. Am Nachmittag desselben Tages rief Philipp Scheidemann die deutsche Republik aus. Karl Liebknecht vom Spartakusbund proklamierte die Freie Sozialistische Republik Deutschland. Sowohl der Kaiser als auch sämtliche deutsche Fürsten dankten ab. Kaiser Wilhelm II. floh am 10. November ins niederländische Exil.

Delegation der Entente vor dem Salonwagen in Compiègne, dem Unterzeichnungsort des Waffenstillstands, der den Ersten Weltkrieg beendete. Zweiter von rechts in der vorderen Reihe: der französische Delegationsleiter Marschall Foch

Zurückkehrende deutsche Soldaten in Koblenz

Ab 7. November verhandelten der französische Marschall Foch und vier deutsche Politiker der Regierung Max von Badens unter Führung von Matthias Erzberger (Vorsitzender der katholischen Zentrumspartei) in einem Salonwagen im Wald von Compiègne über den Waffenstillstand zwischen den Alliierten und dem Deutschen Reich. Nach dem Regierungswechsel drängte Friedrich Ebert auf eine Unterzeichnung des von Frankreich diktierten Vertrages. Am 11. November um 5 Uhr früh unterzeichneten die beiden Parteien den Waffenstillstandsvertrag. Dieser sah unter anderem die Bedingungen für die Räumung der von der deutschen Armee besetzten Gebiete und des linken Rheinufers vor, das zusammen mit drei Brückenköpfen in Mainz, Koblenz und Köln von den Alliierten besetzt wurde. Zudem wurde der Friedensvertrag von Brest-Litowsk aufgehoben. Durch die Verpflichtung zur Abgabe großer Mengen von Transportmitteln und Waffen sowie die Internierung der Hochseeflotte wurde dem Reich die Weiterführung des Krieges praktisch unmöglich gemacht, obwohl der Waffenstillstand immer nur für 30 Tage galt und dann verlängert werden musste. Ab 11. November 11 Uhr schwiegen die Waffen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg

 

 

 

Aus dem Lebenslauf von Friedrich Heinze

 

"..."

 

Fritz ist ausgebildeter Werkzeugmacher. 

 

03.11.1928

Walter Friedrich (Fritz) Heinze, Schüler aus Jena erhält vom Thüringischen Ministerium für Volksbildung und Justiz eine Beihilfe von 40 RM für die Zeit vom 1.10.1928 bis 31.3.1929 zum Besuch des Bauhauses in Dessau (Anweisung zur Zahlung von Erziehungsbeihilfe). Name und Wohnort des zum Empfang der Beihilfe Berechtigten: Arbeiter Karl Heinze, Jena, Talstrasse 33 H II

 

Am Bauhaus lernt Fritz Heinze Hans Przyrembel kennen, der mit Marianne Brandt in in der Metallwerkstadt des Bauhauses arbeitet. 

 

 

Hans Przyrembel (links) und Fritz Heinze (rechts) - offenbar am Bauhaus Dessau

 

 

 

 

Fritz Heinze lernt die Schwester von Hans Przyrembel, Friederike Gertrud Przyrembel, kennen. Zwischen Fritz und Gertrud entwickelt sich eine Beziehung, die später zur Verlobung und zur Heirat der beiden führt.

 

21.01.1929 

Brief von Fritz Heinze aus dem Bauhaus Dessau an Gertrud (Tutti) Przyrembel.

 

17.04.1929 

Brief von Fritz Heinze aus dem Bauhaus Dessau an Gertrud (Tutti) Przyrembel.

 

„ich habe jetzt das buch von henry murger ´boheme` gelesen (dabei fiel mir wieder auf, wie gut es wäre, französisch zu können) es ist manchmal erstaunlich, was man aus büchern lernen kann. literarisch halt ich’s noch nicht mal so gut (etwas überaltert) aber sonst hab ich erst mal für einen großen teil meiner jetzigen umgebung (bauhaus) verständnis gefunden ich leb ja jetzt auch schon 2 jahre als boheme, aber ohne das richtige verständnis und ohne die selbstverständlichkeit und den humor für diese spezielle art von leben. das kommt davon. man ist nicht umgestraft erst vorher 8 jahre proletarier gewesen. auch hans (Przyrembel – Anmerkung) ging es sicher so. ich erzähl dir mal davon. ...“

 

Mit Puccini erreichte die Gattung der Oper ihren bisherigen Höhepunkt. „La Bohème“ ist wohl die für seinen Kompositionsstil bezeichnendste Oper. So wie die Handlung nicht straff durchgeführt ist, sondern nur einzelne Szenen aneinander reiht, so gibt auch die samtene Musik lediglich klanggebettete Einzelstimmungen von betörendem Zauber wieder. Die „Scènes de la Bohème" Henry Murgers, die Puccinis Werk und dessen Librettisten-Bearbeitung zugrunde liegen, zeichnen das verführerische Bild vom freien, ungebundenen Hier und Heute, dem sich die jungen Künstler im Pariser Quartier Latin hingeben – hinter dem Klischee aber verbirgt sich die nackte Not und Sorge ums tägliche Überleben: Wenn Geld da ist, wird es zusammen verprasst; herrscht Ebbe in der Kasse, hungert man gemeinsam. Daran ändert sich auch nichts, als der erfolglose Dichter Rodolfo seine Nachbarin Mimì kennenlernt, die an Tuberkulose leidet. Doch Rodolfo muss bald einsehen, dass sich sein Lebensstil nicht mit der Beziehung zu Mimì vereinbaren lässt: In der kalten Mansarde verschlechtert sich ihr Zustand mehr und mehr, und Rodolfo beschließt, sich von seiner Liebsten zu trennen. Puccinis Oper um die tragisch endende Liebe zwischen der todkranken Mimì und ihrem Rodolfo gehört zu den beliebtesten Werken des heutigen Opernrepertoires.

http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm05_06/?id_titel=359

 

 

 

 

08.05.1929

Beihilfe von 25 RM für die Zeit vom 1.4.1929 bis 30.9.1929 zum Besuch des Bauhauses in Dessau (Anweisung zur Zahlung von Erziehungsbeihilfe). Name und Wohnort des zum Empfang der Beihilfe Berechtigten: Arbeiter Karl Heinze, Jena, Talstrasse 33 H II

 

23.11.1929

Friedrich Heinze, Jena, Talstrasse 33

Erhält für das Winterhalbjahr 1929/30 eine Beilhilfe (Fachschulstipendium) von 200 RMk vom Wohlfahrtsamt - Jugendamt

 

 

14.02.1930 Brief von fritz heinze, dessau bauhaus an frl. gertrud przyrembel, landsbergerstr. 57, leipzig n 22

 

 

22.03.1930 Brief von Fritz an Gertrud (tutti) in Bitterfeld?:

„..., gerade an meinem geburtstag war es schlimmm, weil ich keinen pfennig hatte, da konnten selbst alle obengenannten sprüche die ich mir auf die wand gemalt hatte, nichts mehr nutzen, mich vor trübsinn zu bewahren, als ich aus dem letzen loche pfiff, als ich wie der arzt in der sackgasse stand, da kommt ein mann und sagt, ich schulde dir noch 2 mk. Und dann ein weilchen später sagt herr hauswald, der technische meister `herr heinze, ihr indanthreuinserat ist angenommen` noch geretteter. das geld habe ich zwar noch nicht, aber ich kann doch damit rechnen. kann meine miete bezahlen und wenn sie mir nicht alles für meine schulden abziehen, behalt ich noch was über zum leben, siehst du – unkraut vergeht nicht.

...

sonst lief wie an jedem anderen tage auch an diesem die weltgeschichte in einem großen bogen um dessau herum, ohne in diesem sumpf einige wellenbewegungen hervorzurufen. es stagniert weiter“

 

 

 

 

 

Fritz Heinze (links) und Naftali Avnon (geboren als Naftali Rubinstein) um 1929/30 vor der Mensa Bauhaus Dessau

Unbekannter Fotograf

(Foto im Privatbesitz Familie Thiel)

siehe auch: 

"Bauhausfotografie, Alinari, Bauhaus Dessau, Centro Di Ricerca E Archiviazione Della Fotografia 2002, S. 116

 

 

 

 

Foto veröffentlich auch in:

"Bauhaus fotografie"

Dalla collezione della Fondazione Bauhaus die Dessau

a cura di Lutz Schöbe

2002

Bauhaus Dessau, Centro Di Ricerca E Archiviazione Della Fotografia 

Fratelli Alinari, Firenze

www.alinari.it

CRAF

www.agemont.it/craf

ISBN 88-7292-411-1

 

 

 

Naftali Avon

(geboren als Naftali Rubinstein)

Fotograf

am Bauhaus 1928-1930

1910 in Pinsk / Polen geboren

1928-1930 am Bauhaus von April 1928 bis 1939

Grundlehre unter Albers

Studium in der Reklame Abteilung unter Joost Schmidt

Fotografieunterricht bei Peterhans

verwendet eine Leica

1929 Beteiligung als Bauhaus-Studierender an der Werksbundausstellung "Film und Foto" in Stuttgart

1931-36 Rückkehr nach Warschau; Gründung eines Studios für Grafik und Fotografie;

1936 Emigration nach Palästina

1937-41 Fotoreportagen für öffentliche Institutionen

1941-45 Arbeit in einer Einheit für Kartografie und Fotografie der britischen Armee

1948 richtet die erste Filmeinheit der israelischen Armee ein; Produktion von Lehrfilmen

1959-1977 selbstständiger Grafiker in Tel Aviv

1977 im September in Tel Aviv gestorben

Angaben aus "Fotografie am Bauhaus", Herausgegeben für das Bauhaus-Archiv von Jeannine Fiedler, Verlag Dirk Nieshen, Berlin 1990, ISBN 3-88940-045-0S. 340

 

 

 

"bauhaus. Die Zeitschrift Stiftung Bauhaus Dessau" - November 2011, S. 67: Naftali Rubinstein (später Naftali Avnon), geboren 1910 in Pinsk (Polen), gestorben 1977 in Tel Aviv. Naftali Rubinstein ist in Israel als Fotograf und Grafiker bekannt. Er studiert von 1928 bis 1930 am Bauhaus Dessau, u. a. bei Joost Schmidt und Walter Peterhans.

 

 

Peter Thiel - 27.02.2014 Bauhaus Dessau

Anlässlich des Abschiedsfestes mit Philipp Oswald, Direktor des Bauhauses 2009 bis 28.02.2014

 

 

 

 

 

Fritz Heinze mit Tochter Katrin

Foto in der Krochsiedlung in Leipzig-Gohlis - vermutlich 1934 

 

 

"Wer den Viertelsweg durchstreift, stößt auf der Höhe der Franz-Mehring-Straße auf ein modernes Kirchengebäude, daß sich zwischen den Ein- und Zweifamilienhäuser sonderbar fremd ausnimmt. Erst wenn man die Hintergründe seiner Entstehung kennt, kann man sich diese eigentümliche Lage erklären.

Erbaut wurde die Kirche 1930-32. Bereits 1913 war es zur Gründung der Kirchgemeinde Gohlis-Nord gekommen, weil die Bevölkerung hier derart zugenommen hatte, daß die Gohliser Friedenskirche nicht mehr alle Gläubigen fassen konnte. Die Gottesdienste der neuen Gemeinde mußten lange Zeit im Schulsaal der damaligen 4. Höheren Bürgerschule (heute Hans- u. Hilde-Coppi-Schule) stattfinden, da 1. Weltkrieg und Inflation den Bau einer Kirche verhindert hatten. 1920 erhielt die Gemeinde den Namen "Versöhnungsgemeinde". Im gleichen Jahr beschlossen die Stadtverordneten, der Kirchgemeinde das damals noch völlig freie Gelände am Viertelsweg kostenlos als Baugrund zu überlassen.

Ursprünglich sollte die Kirche den Mittelpunkt einer neuen Wohnsiedlung bilden, die auf den wenig klangvollen Namen "Gohlis-Nord" hörte. Dafür war ein 76 ha großes Gelände nördlich der Max-Liebermann-Straße geplant. In einer ersten Etappe entstanden dort 1929/30 zur Landsberger Straße hin in einer Rekordzeit von nur 46 Wochen mehr als 1000 Wohnungen. Für die vielen neuen Bewohner war der Kirchenbau nun dringend geboten. Bereits 1928 hatte der Kirchenvorstand einen Wettbewerb unter Leipzigs Architekten zum Neubau einer Kirche ausgeschrieben. Unter den 73 eingegangenen Entwürfen entschied man sich für den Vorschlag von Hans Heinrich Grotjahn, der die moderne Architektur der neuen Siedlung berücksichtigte. Zur Grundsteinlegung kam es aber erst zwei Jahre später, und am 6. März 1932 konnte die Kirche endlich festlich geweiht werden.

Der Bau der Versöhnungskirche wurde für "Neu Gohlis" zum architektonischen Schlußpunkt, weil die politische Entwicklung in Deutschland nach 1932 keinen Raum für das "Neue Bauen" ließ, das heute auch als Bauhausstil bekannt ist. Es ist heute kaum noch vorstellbar, daß das Gotteshaus einst innen wie außen in strahlendem Weiß glänzte."

http://www.leipzig-gohlis.de/tourismus/index_versoehnungskirche.html

 

 

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Der Bankier Hans Kroch war ein gut betuchter Mann. Er war Inhaber des früheren bedeutenden Privatbankhauses "Kroch jun. KG. a. A." in Leipzig. Der aus Leipzig stammende Bankier Hans Kroch ist 1970 in Jerusalem im Alter von 83 Jahren gestorben. Seine Ehefrau Ella konnte den Faschisten nicht mehr entkommen, sie starb im KZ Ravensbrück. Das Ehepaar Kroch hatte fünf Kinder. 1929/1930 war es nicht zuletzt das Geld des Bankhauses Kroch, das in den Bau einer Siedlung investierte, die wir unter dem Namen "Krochsiedlung" kennen. Dieses Wohngebiet wird nun in diesen Tagen 70 Jahre alt. Und es ist der Erwähnung wert zu erfahren, dass diese Siedlung auf freiem Feld entstand, vor den Toren der Stadt Leipzig.

Endlich, nach dreieinhalb Jahren Bauzeit, sind Rekonstruktion und Modernisierung dieser Siedlung abgeschlossen. Die etwa 16 Hektar große und 1018 Wohnungen umfassende Anlage stellt eines der wichtigsten Zeugnisse der Bauhaus-Architektur in Leipzig dar. Die "Neue Leipziger Zeitung" äußerte sich damals, nach dem Abschluss der Errichtung der Siedlung, in nur 46 Wochen Bauzeit: "Die Wohnstadt an der Landsberger Straße... vereinigt Baukunst und neuzeitliche Wohnkultur." Die Öffentlichkeit war des Lobes voll über die für die damalige Zeit hochmodernen Bauten. Die Krochsiedlung gehörte zu den herausragendsten Wohnensembles in Deutschland.

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gefunden auf: http://www.leipziger-rundschau.de/content/88.html

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 02. August 2009

"Stiller Held" des Widerstandes

KZ-Gedenkstätte erinnert an Ehrlich

Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald erinnert seit Sonntag an den Bauhaus-Schüler und Widerstandskämpfer Franz Ehrlich (1907-1984). Es sei an der Zeit, diesen "stillen Helden" des Widerstands endlich in Deutschland gebührend zu würdigen, sagte Gedenkstätten-Direktor Volkhard Knigge zur Ausstellungseröffnung im Neuen Museum. Als einer der wenigen antifaschistischen Widerstandskämpfer des Bauhauses habe er sich "nicht aufgegeben und brechen lassen." Im Mittelpunkt steht das schmiedeeiserne Lagertor Buchenwalds mit der zynischen Inschrift "Jedem das Seine". Der KZ- Häftling Ehrlich hatte sie 1938 im Auftrag der SS entworfen, die Buchstaben jedoch im Bauhausstil gestaltet.

Für Knigge ist dieser Rückgriff auf die von den Nazis verfemte moderne Kunst ein Akt des bewussten Nein-Sagens und des Widerstands eines jungen Deutschen. Die Ausstellung im Jubiläumsjahr 90 Jahre Bauhaus ist bis zum 11. Oktober geöffnet, der Eintritt frei. Erst vor wenigen Jahren stießen Mitarbeiter der Gedenkstätte auf Spuren, dass der Kommunist, Dessauer Bauhaus-Schüler und spätere Mitarbeiter von Walter Gropius die Inschrift entworfen hat, die nur vom Lagerinneren zu lesen ist. "Auf dem Ettersberg hat niemand Bauhaus gesucht", sagte Knigge.

Doppelbödigkeit der Moderne

Die Sonderausstellung "Franz Ehrlich. Ein Bauhäusler in Widerstand und Konzentrationslager" will deshalb auch das Doppelbödige, Ambivalente und Janusköpfige der Moderne in den Blickpunkt rücken. Knigge: "Wir gehen heute selbstverständlich davon aus, Moderne und Nationalsozialismus, Moderne und Totalitarismus schließen sich aus." Dass dies nicht so ist, zeigten Bauten im Italien Mussolinis und der Sowjetunion unter Stalin.

Das Lagertor von Buchenwald hebe sich durch die bewusste Gestaltung und Ausführung in anderen Konzentrationslagern etwa Dachau und Auschwitz ab. "Die Lagertore mussten funktionieren und erniedrigen." Es ist in der Ausstellung im Original als Zeichen der Selbstbehauptung und des Widerstands eines deutschen politischen Häftlings zu sehen. Die Ausstellung beginnt jedoch mit dem Modell einer stilisierten Guillotine. Ehrlich entwarf sie 1939 im Lager Buchenwald. Es ist der früheste Entwurf für ein Buchenwald-Denkmal und vermutlich der früheste Entwurf für ein Denkmal an die Verfolgten des Nationalsozialismus überhaupt - Jahrzehnte vor einer breiteren Diskussion um angemessene Denkmalformen zur Erinnerung an NS-Verbrechen.

Bauhaus-Schüler im Widerstand

Die Ausstellung widmet sich zudem einem bisher kaum beleuchteten Aspekt: den Bauhaus-Schülern und Meistern im Widerstand und denen, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt und ermordet wurden. Bisher sind nur wenige Dutzend Namen bekannt.

Den Rundgang schließt eine Medieninstallation zum Rundfunkhaus ab, das Ehrlich, einer der führenden Architekten und Gestalter in der DDR, in der Nalepastraße in Berlin-Schöneweide entworfen hat. Sie ist zugleich eine Hommage an einen Mann, der laut Knigge auch in der DDR zu sich selbst gestanden hat, "völlig gegen den Zeitgeist und der Großwetterlage." Ehrlich selbst hat als Credo seines Lebens gesagt: "Ich wollte nicht Architekt, Formgestalter, Bildhauer, Maler oder Grafiker, sondern Bauhäusler werden, um am Aufbau einer neuen Gesellschaft mitarbeiten zu können".

Antje Lauschner, dpa

http://www.n-tv.de/panorama/kultur/KZ-Gedenkstaette-erinnert-an-Ehrlich-article444528.html

 

 

 

 

 

Franz Ehrlich. Ein Bauhäusler in Widerstand und Konzentrationslager

Eine Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar und der Stiftung Bauhaus Dessau im Rahmen des Bauhausjahres 2009.

2. August bis 11. Oktober 2009, Neues Museum Weimar

Franz Ehrlich, Schüler am Bauhaus Dessau, Designer und Architekt, gehört zu den Bauhäuslern, deren Werk gerade in jüngster Zeit neu entdeckt wird. Die Ausstellung öffnet einen schmalen, aber wichtigen Ausschnitt daraus. Sie thematisiert Ehrlichs Zeit im antifaschistischen Widerstand, im Zuchthaus und im Konzentrationslager Buchenwald, wo er bis 1939 gefangen gehalten wird.

 

Franz Ehrlich (1907 – 1984)

1907 – 1926

Franz Joseph Ehrlich wird am 28. Dezember 1907 in Leipzig-Reudnitz als zweites Kind eines Mechanikers und einer Hausfrau geboren. Er hat fünf Geschwister und besucht die Volksschule. Lehre als Maschinenbauschlosser, Sonntags- und Abendgewerbeschule der Polytechnischen Gesellschaft in Leipzig.

Franz und Elisabeth Ehrlich, Ende der 1930er-Jahre, Foto: privat

 

1927 – 1930

Student und Mitarbeiter am Bauhaus Dessau. Vorkurs bei Josef Albers und László Moholy-Nagy. Unterricht bei Paul Klee, Wassily Kandinsky, Joost Schmidt, Oskar Schlemmer, Wilhelm Ostwald und Fritz Köhn. Studentischer Vertreter im Meisterrat. 1930 Bauhaus-Diplom der Plastischen Werkstatt. 1930 Mitglied der KPD.

1931/32

Mitarbeit in den Ateliers von Walter Gropius, Mies van der Rohe und Hans Pölzig. 1932 mit Heinz Loew und Fritz Winter im Gestalteratelier »Studio Z«, Berlin.

1933

Werbegrafiker im Verlag Otto Beyer Leipzig. Im Widerstand Mitherausgeber der illegalen Zeitschrift »Junge Garde«.

1934 – 1937

Verhaftung. 1935 Verurteilung zu drei Jahren Zuchthaus wegen »Vorbereitung zum Hochverrat«. Haft in den Zuchthäusern Waldheim und Zwickau.

 

Selbstporträt Franz Ehrlichs in der Haft um 1935, Stiftung Bauhaus Dessau

 

1937 – 1939

Im Konzentrationslager Buchenwald. Häftlingskommando Baubüro. Entwurfsarbeiten und Bauzeichnungen für die SS. Aktiv im Lagerwiderstand.

1939 – 1943

Entlassung aus Buchenwald 1939. Als »wehrunwürdig« Ausschluss vom Wehrdienst. Arbeitsverpflichtung im SS-Baubüro Buchenwald und im SS Hauptamt Haushalt und Bauten, Berlin.

1943 – 1945

Wehrmacht-Strafbataillon IV/999 ab April 1943 in Griechenland und auf dem Balkan. Jugoslawische Kriegsgefangenschaft.

1946 – 1952

Referent für Wiederaufbau beim Rat der Stadt Dresden. Entwurf des ersten Aufbauplans. Bebauungsplan für den Stadtteil Heller. Mitglied der SED. Freischaffender Architekt mit einer Gestaltergruppe in Dresden. Ab 1950 Technischer Direktor VVB Industrie-Entwurf Berlin (Projektierung und Bauleitung von Industriebauten des ersten Fünfjahrplanes der DDR). Kündigt im Zuge der »Formalismusdebatte«.

1953 – 1974

Bauleitung und Entwurfstätigkeiten für Schul- und Universitätsbauten, Rundfunk- und Fernsehstudios, Krankenhäuser, Konzert- und Museumsbauten. Ab 1957 Möbeldesign für den VEB Deutsche Werkstätten Hellerau (Anbaumöbelserie 602). Ausstellungsdesign für internationale Messen in Jugoslawien, Ceylon, Indonesien und Finnland. Auftragsarchitekt des

Ministeriums für Außenwirtschaft der DDR (Entwurf und Bau von Handelsvertretungen u.a. in Moskau, Prag, Budapest, Brüssel, Paris und Neu Delhi).

1975 – 1984

Ab 1979 krankheitsbedingt eingeschränkte Tätigkeit in Berlin. Ende 1980 erste Ausstellung: »Franz Ehrlich – die frühen Jahre« in der Galerie am Sachsenplatz Leipzig. Franz Ehrlich stirbt am 28. November 1984 in Bernburg/Saale.

Blatt 3 der »Blätter aus der Haft«, Aquarell über Bleistift, 1935, Stiftung Bauhaus Dessau

 

»Blätter aus der Haft«

Zum Zeitpunkt des nationalsozialistischen Machtantritts 1933 arbeitet Franz Ehrlich in Leipzig für den Otto Beyer Verlag und die

Zeitschrift »die neue linie«. Trotz der Gefahr, wie Tausende Mitglieder seiner Partei verhaftet zu werden, schließt er sich einer

kommunistischen Widerstandsgruppe an. Mit der Verhaftung durch die Gestapo 1934 endet seine kurze berufliche Karriere.

Die Freundin kann ihm Malutensilien in die Untersuchungshaft bringen und als Mittel der Selbstbehauptung entstehen zahlreiche Blätter, von denen mehr als fünfzig über die Jahre der Haft gerettet werden können.

 

Im Konzentrationslager Buchenwald

Bei seiner Einlieferung in Buchenwald Anfang September 1937 gibt Franz Ehrlich als Beruf Architekt an. Wie alle Neuankommenden muss er in den mörderischen Steinbruch, wo sich seine Kräfte schnell verbrauchen. Mit dem Mut des Verzweifelten wechselt er nach zwei Wochen eigenmächtig den Arbeitsort. Ehrlichs Fähigkeiten werden gebraucht, denn der unberechenbare SS-Lagerkommandant verlangt eine repräsentative Innenausstattung für sein Wohnhaus. Auf die ersten Gestaltungsarbeiten folgen weitere Aufträge der SS, die nicht auf Buchenwald beschränkt bleiben. So entstehen Überlebensmöglichkeiten und Spielräume.

Von Franz Ehrlich projektierter Generalbebauungsplan des KZ Buchenwald, o.J., Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

 

Eine Welt roher Funktionalität

Ab 1936 errichtet die SS neue Lagerkomplexe. Scheinbar am Rand, wachsen sie doch aus dem Zentrum der deutschen Gesellschaft, die den rassistischen Herrenmenschen zur Leitfigur erhebt und sich auf die Eroberung Europas vorbereitet. An den Toren der Konzentrationslager ersterben nicht nur Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Recht und Würde, sondern auch alle Formen von mitmenschlicher Sprache und Kommunikation. Namen werden zu austauschbaren Nummern, Sprache wird auf Befehle reduziert, die Alltagssprache beherrscht von einer Legierung aus SS- und Lagerjargon. Hinter dem Lagertor beginnt, gewollt von der SS, eine Welt roher Funktionalität, in der improvisiertes Durcheinander und triste Einförmigkeit konkurrieren. Davon zeugen auch die verwendeten Typografien. Für die Häftlinge hingegen konnte das gestaltete Wort, das Zitat, der Text einen besonderen Wert bekommen, um sich zu behaupten und zu widerstehen – selbst dann, wenn sie Vorgaben der SS folgen mussten, wie im Falle des Buchenwalder Lagerliedes oder der von Franz Ehrlich entworfenen typografischen Gestaltung der Lagertorinschrift: »Jedem das Seine«.

 

»Jedem das Seine« 1938

Franz Ehrlich zeigt auch im Konzentrationslager Haltung. 1938 befiehlt ihm der SS-Bauleiter, einen typografischen Entwurf für den Spruch »Jedem das Seine« anzufertigen. Im Lagertor nach innen lesbar angebracht, soll er das Recht der SS auf brutale Aussonderung und Ermordung der Anderen demonstrieren. Ehrlich entwirft die Buchstaben in Anlehnung an Meister des Bauhauses und an seinen Lehrer Joost Schmidt.

Tor zum Häftlingslager des KZ Buchenwald mit von Franz Ehrlich entworfener Typographie für die Inschrift »Jedem das Seine«, Foto: Naomi Teresa Salmon, Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

Der bewusste Rückgriff auf gerade diese Typografie wendet sich entschieden gegen die nationalsozialistische Weltanschauung und ist eine stille Gegenwehr gegen seine Peiniger. Auf subtile Weise wird so auch die ursprüngliche Bedeutung des römischen Rechtsgrundsatzes suum cuique verteidigt: Iuris praecepta sunt haec: honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere. – Die Gebote des Rechts sind folgende: Ehrenhaft leben, niemanden verletzen, jedem das Seine gewähren.

 

Bauhäusler in Verfolgung und Widerstand – 61 Biografien

Nur eine kleine Minderheit von Bauhausschülern geht in den Widerstand, riskiert das Ende ihres Schaffens und setzt ihr Leben aufs Spiel. Die Ausstellung erinnert an 61 Frauen und Männer, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, inhaftiert oder ermordet werden. Offene Fragen bleiben, die Suche ist nicht beendet.

 

Hommage an einen Unzeitgemäßen

-273,15 °C = 0 Kelvin ist eine Videoinstallation von Nina Fischer und Maroan el Sani über das Rundfunkhaus Berlin, Nalepastraße, Franz Ehrlichs Meisterwerk.

Weitere Informationen zur Ausstellung: Tel. +49 (0)3643 / 430 156

Preise: Eintritt frei.

Öffnungszeiten: Di-So: 11-18 Uhr

Den Katalog zur Ausstellung zum Preis von 14,90 EUR können Sie in der Buchhandlung der Gedenkstätte Buchenwald bestellen:

Tel. + 49 (0)3643 / 430151

e-mail: buchhandlung@buchenwald.de

Führungen durch die Ausstellung können Sie über die Besucherinformation der Klassik Stiftung Weimar buchen:

Tel. + 49 (0)3643 / 545 400

Fax + 49 (0)3643 / 419 816

info@klassik-stiftung.de

 

http://www.buchenwald.de/index.php?p=80

 

 

 

 

Besuch am Ort der Ahnen

 

Die Erben der Bauhäusler mit dem Dessauer Stiftungs-Direktor Philipp Oswalt (oben rechts) 

Peter Thiel - Bildmitte 2. Reihe

(FOTO: LUTZ SEBASTIAN)

 

 

 

 

 

 

 

Literatur

Karl-Heinz Hüter: Das Bauhaus in Dessau. Studie zur gesellschaftspolitischen Geschichte einer deutschen Kunstschule; Akademie-Verlag, Berlin (Ost), 1982, 3. unveränderte Auflage

Kristina Marie Köhler: "Hans Przyrembel. Die Werke eines Schülers der Metallwerkstatt am Bauhaus"; Wissenschaftliche Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra Artium der Universität Hamburg, Hamburg 2006

Volkhard Knigge; Harry Stein (Hrsg.): "Franz Ehrlich: ein Bauhäusler in Widerstand und Konzentrationslager"; Eine Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar und der Stiftung Bauhaus Dessau. Neues Museum Weimar 2. August 2009 - 11. Oktober 2009. - 175 S. : zahlr. Ill., 270 mm x 219 mm, ISBN 3-935598-15-7 - ISBN 978-3-935598-15-6

Korinna Lorz: „foto-bauhäusler, werdet arbeiter-fotografen!“ Fotografie am Bauhaus zwischen Avantgarde und Agitation. Ein Werkstattbericht; In: Fotografie im Klassenkampf. Arbeiterfotografie in Deutschland, Österreich und der Schweiz; Wolfgang Hesse (Hg.), Fotogeschichte, Heft 127, 2013, S.31-44 - http://www.fotogeschichte.info/index.php?id=655

 

 

 

 


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