Kriegstagebuch

 

 - von Fritz Heinze -

 

geboren am 22.3.1904, gestorben am 2.1.1958

 

 

 

Fritz Heinze 

offenbar während der Militärausbildung 1940 auf dem Gelände eines Schießstandes, wohl im Raum Chemnitz

 

 

 

 

 

Für den Inhalt dieser Seite gilt das Urheberrecht. Zitierungen sind entsprechend Urheberrechtsgesetz § 51 mit Hinweis auf den Autor und die Fundstelle gestattet. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des rigiden deutschen Urheberrechts bedarf der vorherigen Zustimmung des Autors.

Das Urheberrecht für die Fotos meines Großvaters Friedrich Heinze erlischt 70 Jahre nach seinem Tod, also im Jahr 2028. So will es der Gesetzgeber, bestehend aus den konservativen Altparteien CDU, CSU, FDP, Linke, SPD und Grüne. Für die Verwendung der Fotos müssen Sie daher eine Erlaubnis einholen. Anfragen richten Sie bitte direkt an mich.

Peter Thiel 

E-Mail: info@peterthiel.de

22.01.2024

 

 

 

Schlüsselwörter:

Nowohrad-Wolynskyj (ukrainisch Новоград-Волинський; russisch Новоград-Волынский/Nowograd-Wolynskij, polnisch offiziell Nowogród Wołyński - im Volksmunde und vor 1796 Zwiahel, Swiahel; Einsatzgruppe C, Haus der Wannseekonferenz, United States Holocaust Memorial Museum Washington

 

 

Weitere Darstellungen mit Bezug zum Thema:

Familiengeschichte

Bauhaus Dessau

Fritz Heinze (geboren am 22.3.1904, gestorben am 2.1.1958)

Konzentrationslager Colditz

Kriegsfotos 1941 bis 1944 - Bilder aus einem Krieg - von Fritz Heinze

Kriegstagebuch von Fritz Heinze - geboren am 22.03.1904 in Jena, gestorben am 02.01.1958 in Potsdam-Babelsberg

 

 

 

 

Kriegstagebuch von

Walther Friedrich (Fritz) Heinze

geboren am 22.3.1904 in Jena

gestorben am 2.1.1958 in Potsdam-Babelsberg

 

 

 

 

 

 

Hans Przyrembel (links, Verschollen im 2. Weltkrieges) und Fritz Heinze (rechts, Überlebender des 2. Weltkrieges) - offenbar am Bauhaus Dessau (vor 1933)

 

 

 

 

 

Information der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht - www.dd-wast.de vom 29.01.2007 zur erfolgten Recherche zu Fritz (Friedrich) Heinze:

 

 

26.05.1941 Einberufung durch das Wehrmeldeamt Chemnitz 2

 

Erkennungsmarke -3437- 2. / Ld. Schtz. Ers. Btl. 4

2. Kompanie Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4

Ab 26.05.1941 2. Kompanie Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4

 

und am 18.08.1941 Standort Glauchau

 

ab 18.08.1941 und am 15.01.1942: 3. Kompanie Landesschützen-Bataillon 380

Das Bataillon unterstand den Besatzungstruppen in Frankreich.

Zugang: v. 2. Kompanie Landesschützen-Ersatzbataillon 4

Abgang: z. Panzer Kompanie 318

 

Die Landesschützen-Bataillone gehörten zu den Sicherungstruppen. Sie wurden in der Regel für Sicherungsaufgaben in der Heimat und im rückwärtigen Heeresgebiet verwendet. Konkret gehörten zum Beispiel die Kriegsgefangenenbewachung sowie die Sicherung militärischer und kriegswichtiger Objekte und die Bewachung der Transportwege dazu.

 

laut Meldung vom 30.01.1942 und Meldung vom 10.04.1944

Panzer Kompanie 318

–Unterstellung sowie Einsatzräume nicht zu ermitteln-

 

Entlassung

Am 10.04.1944

bereits als Zivilarbeiter zur Fliegerhorst-Kommandantur Leipheim entlassen.

(Anmerkung 2007: der Fliegerhorst liegt ca. 4 Kilometer nordwestlich von Günzburg bei Ulm)

 

Dienstgrade

Laut Meldung vom 30.01.1942 Schütze

Laut Meldung vom 10.04.1944 Gefreiter

Die Formulierung „laut Meldung“ bedeutet, dass es sich hierbei um das Datum einer so genannten Erkennungsmarkenliste handelt, in der verschiedene Veränderungsmeldungen (Zu- und Abgänge von Angehörigen einer bestimmten Einheit) zusammengefasst sind. Die genauen Zu- und Abgangsdaten wurden damals in vielen Fällen von den Truppenteilen nicht angegeben. Als Zeitangabe bleibt nur das Datum der Liste. Der tatsächliche Einzeleintrag kann jedoch bis zu drei Monate vor oder nach dem Datum der Liste erfolgt sein.

 

 

 

 

 



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 21. Februar 2021 17:46
An: Peter Thiel
Betreff: Re: Fotonachlass Fritz Heinze

Sehr geehrter Herr Thiel,

vielen, vielen Dank für die Zusendung der Dokumente und Fotos.
Auf den Fotos sind einige der Panzerjäger-Selbstfahrlafetten der Pz.Kp. 318 zu sehen.

Zu den Erläuterungen über die Kompanie, die Sie von privat erhalten haben, nachfolgend ein paar Anmerkungen und genauere Ausführungen:

Am 11.10.41 wurde die Kompanie nicht aufgestellt!
Zu diesem Datum trafen je 1 Führungsfahrzeug und je 5 Geschützfahrzeuge für die Aufstellung von Beute-Panzerzügen bei der 213. und 444. Sich.Div. in Alexandrija ein.
Am 8.11.41 erging durch Befh.rückw.H.Geb. Süd der Befehl zur Aufstellung von je einer Beute-Panzer-Kompanie bei den Sich.Div. 213 und 444, sowie dem Sich.Rgt. 4.
Der Befehl zur Aufstellung von Beute-Panzerzügen vom 11.10.41 wurde gleichzeitig aufgehoben.
Die Aufstellung der Kompanien erfolgte in Krementschug unter gleichzeitiger Abhaltung eines Ausbildungslehrganges.
Für die Aufstellung der Kompanien mussten die Sich.Div. 213 und 444, sowie das Sich.Rgt. 4 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften aus ihren bestehenden Truppenteilen nach Krementschug zum Lehrgang abstellen.
Auch Ihr Urgroßvater wird durch die 213. Sich.Div. vom Lds.Batl. 380 zu diesem Lehrgang kommandiert worden sein.
Ob man sich freiwillig zu den Panzern meldete oder befohlen wurde weis ich nicht.
Der Lehrgang in Krementschug endete am 15. Januar 1942!
Die Lehrgangsteilnehmer wurden in die Planstellen der Panzerkompanien mit Wirkung vom 15.1.42 versetzt.
Also Ihr Großvater am 15.1.42 vom Lds.Batl. 380 zur Panzer Kompanie 318.

Offiziersstellenbesetzung der Pz.Kp.380 am 15.1.42:
Kompanieführer: Oberleutnant Werner Brinkmann,
Zugführer: Leutnant Hubertus Reske (später Oberleutnant),
Zugführer: Oberfeldw. (O.A.) Hans Zenger (später Leutnant) Die Unteroffiziere und Mannschaften habe ich leider nur lückenhaft.

Fertig aufgestellt war die Kompanie am 15. Januar 1942.

Am 17. Januar 1942 ging es von Krementschug nach Dnjepropetrowsk in den Einsatzraum der 444. Sich.Div. Die Kompanie blieb hier Eingreifreserve des Befh.rückw.H.Geb. Süd und setzte ihre Ausbildung fort.
Am 23.1.42 wird die Kompanie der 213. Sich.Div. unterstellt und ist vom
25.1.42 bis Juni 1942 in Krementschug stationiert.

Der Befehl vom 4.6.42 zur Umorganisation in eine gemischte Kompanie wird am
16.6.42 wieder aufgehoben und die Kompanie am selben Tag in ihrer ursprünglichen Gliederung nach Konotop in Marsch gesetzt und der Kgl.Ung.Bes.Gr.Ost unterstellt.

Jetzt habe ich bis Mitte 1942 erst einmal etwas zusammengeschrieben und weis gar nicht ob es überhaupt von Interesse für Sie ist.

Ich wäre sehr an weiterem Fotomaterial interessiert, auch an Personen. Ich habe z.B.
wissentlich kein Foto von den Offizieren der Kompanie.

Mit freundlichen Grüßen

Werner Regenberg

 

 

 

 

 

 

 

Dokument zum Einsatz der Panzerkompanie 318 (Zusendung und Erläuterung am 28.08.2014 von privat)

"Die Kompanie. wurde am 11.10.41 bei der 213. Sicherungsdivision aufgestellt.

Wurde mit Befehl vom 04.06.1942 in eine gemischte Kompanie umorganisiert.

Am 01.09.1942 war 318 der Ungarischen Besatzungsgruppe Ost unterstellt

07.1943 dem Kommandierenden General der Sicherungstruppen im Heeresgebiet B

09/1943 dem Befehlshaber Heeresgebiet Mitte

01.12.43 Korpstruppe, dem Befehlshaber Weissruthenien unterstellt"

 

Nachtrag zur Mail vom 28.08.2014:

"ab 18.08.1941 und am 15.01.1942: 3. Kompanie Landesschützen-Bataillon 380................................ Diese Einheit  war zu Bewachungsaufgaben -Eisenbahnlinien, Lagerhäuser ect. eingesetzt. Das Btl. war auch bei Partisanenbekämpfung dabei. Aus dem Landesschützenbtl. wurde später ein Sicherungsbtl.. Es wurde halt umbenannt, die Aufgaben waren gleich.  

  Aussage in der Vita: Das Bataillon unterstand den Besatzungstruppen in Frankreich.  Diese Aussage ist glatt falsch, hier fehlt das Wort "auch."  Laut Befehl vom 14.03.941 wurde das Btl. aus Amions/ Frankreich der 213. Sich Div. zugeführt.  Das Btl. war bereits am 01.05.1941 in der Kriegsgliederung  der 213. Sicherungsdivision aufgeführt und im Jan. 1942 noch immer dort enthalten.  Der Kompanieführer, nicht Chef der 3. Komp. war am 24.03.1942 Leutnant  Moths. Im Mai 42  Chef, Hauptmann der Reserve, zur Verfügung Bier.  H war bei einer schlesischen Division aus dem Wehrkreis VIII. Btl. 380 gehörte zum Wehrkreis IV (Dresden) , also passte es zum Wohnort des H."

 

"

 

 

Fritz Heinze war laut Auskunft Deutsche Dienststelle zeitweilig der Panzerkompanie 318. Was dort seine konkrete Aufgabe war, ist von ihm nicht hinterlassen worden. Einsatz vermutlich im Hinterland der Front.

Der Einsatzort Eisenbahnbrücke Krementschug ist auch an Hand der von Fritz Heinze gemachten Fotos wahrscheinlich.

 

 

 

 

 

siehe hierzu auch "Lexikon der Wehrmacht":

 

Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4

Landesschützen-Ausbildungs-Bataillon 4

Landesschützen-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 4

Das Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4 wurde am 19. Februar 1940 in Frankenberg, Wehrkreis IV, aufgestellt. Das Bataillon unterstand der Division z.b.V. 404. Am 9. September 1940 wurde es nach Glauchau im gleichen Wehrkreis IV verlegt. In Glauchau wurde das Bataillon in der General-Hammer Kaserne untergebracht. Am 26. September 1942 wurde das Bataillon in je ein Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4 und ein Landesschützen-Ausbildungs-Bataillon 4 geteilt. Ab dem 1. Oktober 1942 unterstanden die beiden Bataillone der Division 464. Am 26. August 1943 wurden beide Bataillone in Glauchau zum Landesschützen-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 4 zusammengelegt. Im Juli 1944 wird dieses Bataillon dann wieder getrennt. Das Ausbildungs-Bataillon wurde daraufhin nach Heilenstein in den Wehrkreis XVIII verlegt. Das Ersatz-Bataillon blieb in Glauchau und stellte am 24. Februar 1945 in Riesa, ebenfalls Wehrkreis IV, ein Landesschützen-Bataillon 4 B zusätzlich auf.

Das Bataillon stellte unter anderem für folgende Einheiten den Ersatz:

Stäbe: Division z.b.V. 539; Feldkommandantur 558;

Landesschützen-Regimenter: z.b.V. 41; z.b.V. 44; z.b.V 45; z.b.V. 46; z.b.V. 47;

Landesschützen-Bataillone: 287; 288, 351; 352; 353; 354; 355; 356; 357; 358; 359; 360; 361; 362; 363; 364; 365; 366; 367; 368; 369; 370; 371; 372; 373; 374; 375; 376; 377; 378; 379; 380; 381; 382; 383; 384; 385; 388; 389; 390; 391; 392; 393; 394; 395; 396; 397; 398; 399; 400; 941; 942; 943; 948; 975; 976; 977; 978; 979; 980; 981; 982; 983; 984; 985; 986; 987; 988; 989;

Sicherungs-Regimenter: 46; 51;

Sicherungs-Bataillone: 352; 353; 356; 366; 372; 380; 384; 941; 943, 948; 949; 986; 989;

Transport-Sicherungs-Bataillone: 357; 358; 361; 365; 370; 376; 384;

Kriegsgefangenen-Bezirks-Kommandant K;

Oflag: 54; 64;

Frontstalag: 130; 131; 132; 133; 134; 135; 136; 137;

Stalag: 304; 314; 324; 334; 344; 354; 364; 381; 384;

Technische Abteilung II;

Kriegsgefangenen-Bau- und Arbeits-Bataillone: 4; 24; 46; 104; 124;

Festungs-Bataillon 621 (Tropen);

Kommandeure:

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/LandschtzErsBat/LandschtzErsBat4-R.htm

 

 

 

 

Kriegstagebuch. Ein Heft im A-5 Format mit karierten Seiten, schwarzer Einband. Die ersten fünf Blätter sind herausgetrennt.

Originaltexte aus dem Tagebuch werden im folgenden in dunkelblauer Schrift dargestellt.

 

 

 

Erster Eintrag auf der (original) 11.ten Seite (5. Blatt): 

"Aufnahmen von Papa für den Fotoklub der Wanderwerke in Siegmar-Schönau, während der Nazizeit 1942-45. Einzelne Fotos hat er vernichtet - weil sie zu anrüchig gegen das System waren."

 

 

 

Polen

 

 

Seite 13:

 

1. Foto: 

Polen, sandiger Boden kleine, unregelmäßige Acker und Gemüseflecke um die Höfe, Lehmhütten mit Strohdächern, die einen furchtbar ärmlichen Eindruck machen. In diesem Foto (aus dem Zug aufgenommen) kommt es nicht zum Ausdruck.

 

2. Foto: 

Die endlosen, schnurgeraden Eisenbahnstrecken beginnen. so sah es oft stundenlang aus, mal Wald mal Felder oder Wiesen. Und immer seltener Dörfer oder Gehöfte.

 

3. Foto: 

Die erste polnische Station. Hier fehlte der Farbfilm denn die Frauen hatten alle bunte Tücher u. Trachten. Natürlich wollten die Kameraden geknipst sein. Ich versuche, wenigstens auch noch einiges andere mit aufs Bild zu  bekommen.

 

 

Fritz Heinze links oben in der geöffneten Tür stehend

 

 

 

 

 

Seite 14:

 

 

... diese Zeichnung, die ich vor 3 Wochen fand. Zufällig dasselbe Thema in fast gleicher Haltung. Was meint Ihr dazu?

 

Zeichnung "Polnischer Knabe" vom 10.11.1939

 

 

Polnischer Knabe 

Mordy. 10.11.39"

 

Kommentar: Mordy liegt an einer Bahnlinie bei Siedlce, einer kleinen Stadt zwischen Warschau und Brest. Bis Brest sind es ca. 80 Kilometer. 

Treblinka, ein kleiner 80 Kilometer nördlich von Mordy liegender Ort wird ab 1942 von der SS als Vernichtungslager eingerichtet, in dem zwischen 700.000 und 900.000 vor allem polnische Juden ermordet werden.

 

 

Auf einer polnischen Station. Ein Zug mit Arbeitern u. Händlern ist eingelaufen. Mit Säcken, Paketen, Rädern u.v.a. bepackt drängt alles durch die Sperre, von deutschen Polizeibeamten in Schach gehalten.

Den  stärksten Moment aber verpasst, nähmlich als der überfüllte Zug einlief. Da quoll der Menschenstrom wie der Inhalt einer dick gepressten, geplatzten Wurst aus dem Zug - und kennzeichnend - vornweg Juden mit den Davidsternarmbinden, sie waren schon draussen ehe ich zum Knipsen kam."  

 

 

 

 

Seite 15:

 

Foto 1 (links): 

polnische Gassenjungen üben Messerstechen. Schule gibt es nicht mehr, Arbeit noch nicht.

 

 

Foto 2 (rechts): 

polnischer Betteljunge. Aus dem Fenster geworfene Brotrinden werden gierig aufgeklaubt. Die Büchse ist Sammelbehälter.

Die verlumpte Kleidung ist noch immer zu wenig zu sehen. In Natur sah es schlimmer aus. Trotzdem finde ich die Aufnahme besser als ...

 

 

Foto 3 (rechts): (unten) fehlt. Möglicherweise herausgerissen.

 

 

 

 

Seite 16:

Die vielgeliebte, ach so abscheuliche Gruppenaufnahme. In diesem Falle mal unvermeidlich, weil im Hintergrund das Kloster der "schwarzen Madonna von Tschenstochau" steht; nur der Bestechung mit dieser Aufnahme gelang es, daß wir sie sahen. Dann waren aber doch alle stark beeindruckt. Die Aufnahmen in der Kirche (während der andacht gewagt) sind scheinbar mißlungen. wären die wichtigeren gewesen.

 

 

 

Częstochowa

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Częstochowa (deutsch Tschenstochau) ist eine Großstadt in der Woiwodschaft Schlesien im südlichen Teil Polens – rund 200 Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Warschau und rund 100 km nordwestlich von Krakau an der Warthe gelegen. Sie ist ein weltbekannter Wallfahrtsort.

...

Am Sonntag, dem 3. September 1939 marschierte die Wehrmacht in Częstochowa ein. Die Stadt wurde wieder Tschenstochau genannt und in das Generalgouvernement eingegliedert. Schon am nächsten Tag, der als „Blutiger Montag“ in die Stadtgeschichte eingegangen ist, wurden etwa 150 Juden von den Deutschen erschossen. Am 9. April 1941 richtete die Besatzungsmacht das jüdische Ghetto ein. Während des gesamten Zweiten Weltkriegs wurden etwa 45.000 jüdische Bürger und damit fast die gesamte jüdische Bevölkerung Częstochowas ermordet und die Synagoge zerstört (siehe Ernst Brückner und HASAG).

http://de.wikipedia.org/wiki/Cz%C4%99stochowa

 

 

 

Seite 17:

Foto rechte Heftseite oben: Offenbar Gruppenaufnahme vor der Freitreppe zum Kloster Czestochowa, ca. 80 Kilometer nordwestlich von Krakow  

 

 

Auch diese Aufnahme steht hier nur als warnendes Beispiel, wie man`s nicht machen soll: nähmlich sich was ausdenken und dann nicht sofort in die Tat umsetzen. Wir waren bepackt wie die Maulesel und mussten uns gegenseitig aufpacken helfen; statt dies wie ausgedacht in einer Großaufnahme, blieb später nur die Zeit in der Dämmerung diese schäbige Missgeburt zu vollbringen, in der man nichts davon sieht.

 

Foto rechte Heftseite Mitte: 6 oder sieben Soldaten im Gruppenmarschformation auf einer Straße. Im Hintergrund eine Bahnstation?

 

 

polnische Station

Die Bevölkerung wartet auf eine Gelegenheit zur Eisenbahnfahrt. Die Ausdauer war für uns eine überraschende Sache. Später haben wir ganz andere Proben dieser landesüblichen Tugend im Osten erlebt.

 

Foto rechte Heftseite unten: An der Eisenbahnstation sitzende und stehende Zivilisten, Frauen mit weißen Kopftüchern 

 

 

Seite 18

leer

 

 

Seite 19:

Foto 1 mit Kommentar:

Ein Gleis mit der drauffahrenden Lok war gesprengt worden. Ob aus Zeitersparnis oder dem Gewicht wegen - die beiden neuen Gleise sind einfach drumherum gelegt.

 

Foto 2 mit Kommentar:

Ein Riesiger Umladebahnhof mit Dutzenden von Lokomotiven unter Dampf, ein eindrucksvolles Bild, von dem hier nichts zu erkennen. Gemachte Gegenlichtaufnahmen scheinbar mißraten.

Auch hier wieder Überfall von Eisenbahnern, die geknipst sein wollen.

 

 

Foto 3 mit Kommentar:

Auf einer Station lange Reihen von Beutegeschützen.

Wieder eine der Aufnahmen die es zu Hunderten gibt. Aber der Vollständigkeit halber. ...

 

 

Seite 20:

Foto 1

Heißes Wasser gibt`s auf der Lokomotive, also rasiert man da auch gleich

 

Foto 2

Ein immerwiederkehrendes Bild: Die Kuh, die zum Fressen ausgeführt wird. Hier ist es ein Kind, das führt, wir sahen aber auch Erwachsene die immer nur eine einige Kuh führten und damit scheinbar den ganzen Tag zubrachten.

 

 

Seite 21:

Foto 1

Zerschossener russischer Lazarettzug. Die Eisenteile sind wie Pappkartons zusammen geknüllt, 

 

Foto 2

die Wände zersiebt.

 

Foto 3

Am Tage vor der Aufnahme passiert - 2 Lok zusammengestoßen.

 

 

 

Seite 22:

Foto 1

Foto 2 

 

 

Wird an dieser Stelle noch weiter ergänzt.

 

 

 

 

1941 Ukraine

 

 

 

aus

 Ein Jahr Soldatenleben.
(Mein Tagebuch vom 13.Februar 1941 bis 29.Februar 1942)

Wachtm. Ernst H a c k e r.

...

18.Juli 1941

Beizeiten wieder weiter. Es sollen heute 4o km zu tippeln sein, doch bald darauf heisst es 65 km! Anscheinend benötigt man uns da vorne bald! Während der Mittagsrast schreibe ich an Thilde und heim. Wenn man sich nicht die Zeit dazu tagsüber wegstiehlt, am Abend kommt man nicht mehr dazu.
Es beginnt zu regnen und wird kälter. Das Tempo ist wie verrückt. Es wird dunkel – und immer noch keine Rast. Erst nach 28 km gibt es 5 Minuten Halt. Um 22 Uhr erreichen wir bei Korcecz die alte polnisch-russische Grenze. Die Um-risse zerstörter Gebäude ragen in die Finsternis und heben sich vom Nachthimmel gespenstisch ab.
Um 23 Uhr biegen wir von der Rollbahn ab. 2 km hundselender Weg müs-sen noch geschafft werden, bevor wir an Ort und Stelle sind (Policz). In einem he-runtergekommenen Kolchos (= Gutshof) soll die Batterie biwakieren. Ein Dach gibt es bloss für einen Teil der Pferde, alles andere bleibt im Freien. Wir schlagen unsere Zelte auf, müssen aber auf blankem Boden liegen, denn nirgends ist Heu oder Stroh zu finden. Ein kalter Wind weht. Wir frieren wie die jungen Hunde.
Unterwegs begegneten wir heute vielen Verwundetentransporten. Auch zahlreiche Gefangene wurden zurückgeschafft. So oft sich Gelegenheit bot, sprach ich mit Verwundeten. Bei Zwiahel (Nowogrod Wolinsky), dem nächst grösseren Ort an der Rollbahn, soll schon einige Tage erbittert gekämpft werden. Gefangene werden angeblich auf beiden Seiten möglichst wenige gemacht. – Schlacht kommt von „Schlachten“. Wir stehen vorm Einsatz.
65 km.


19.Juli 1941

Ruhetag! – Morgen sollen wir eingesetzt werden! Es ist eine Hundekälte. Obwohl ich einen Pullover und die Trainingsjacke unter dem Rock trage, friert mich immer noch. Ab und zu peitscht der Wind einen eisigen Regen daher. Das Zelt, das in der Nacht nur so flüchtig hingestellt wurde, wird ausgebessert. Irgend-einer hat faules Heu gefunden, das nun zum Auspolstern der Zelte reissenden Absatz findet. Von einem Kartoffelacker werden die ersten „neuen“ Kartoffeln geholt und gekocht. Sie sind zwar noch sehr klein, schmecken aber ausgezeichnet.
Nach dem Mittagessen schlafe ich bis 18 Uhr. Das tut ungemein gut. Zum Abendessen braten wir an unserem Feuer Schweinsleber. In der „Kantine“ erstehe ich um 7 Mark eine Flasche Rum, mit dem der deutsche Tee veredelt wird. In Be-zug auf Essen war der Tag heute in Ordnung.
Morgen soll es tatsächlich für uns losgehen. Post wird verteilt. Hoffentlich helfen die guten Wünsche der Eltern und Thildes, dann wird alles gut werden.


2o.Juli 1941

Wider Erwarten ist um 6 Uhr Wecken. Die Lage hat sich offenbar geändert und für uns springt noch ein zweiter Ruhetag heraus. Ich schlief diese Nacht bes-ser und wärmer, vor allem jedoch länger. Es ist immer noch kalt und windig. Erst gegen Mittag kommt die Sonne ein bisschen durch.
Eine bespannte Artillerieabteilung, die 1o Tage am Feind stand, zieht an unserem Rastplatz vorüber. Es ist schrecklich, wie in so kurzer Zeit eine Truppe mit Mann und Pferd so herunterkommen kann. Die Vorderpferde der Geschütze sind überall durch 3 oder 4 Panje-Pferde ersetzt. Der Tross gleicht einem Zug über Land ziehender Zigeuner. Wie ist denn so etwas möglich, so fragen wir uns immer wieder.
Gegen 15 Uhr tut sich was. Ein Geschütz muss zur Sicherung gegen im Wald versprengte russische Soldaten in der Nähe in Stellung gehen. Vom Feind bemerkt allerdings niemand etwas.
Sonntag! Die Gedanken schweifen in die Ferne! Um 17,3o Uhr tauchen Hptm. Summer und Hptm. Brehm auf. Sie kommen Kühne und mich besuchen. Wir gehen zusammen zur 9. Batterie zu Lt. Eberhard. Bei Bohnenkaffee und Likör wird der schönen Stunden bei der I. Abteilung am Westwall und in Frankreich gedacht.
Während wir noch beisammen sitzen, kommt der Marschbefehl für morgen früh 4 Uhr. Zur Lage wird bekannt: 2o km südostwärts sollen starke russische Kräfte abgesprengt sein und Widerstand leisten. Alle Vorbereitungen werden getroffen.


21.Juli 1941

um 4,3o Uhr geht es ab. Die Aufgabe lautet: Abgesprengte Feindteile in Stärke von 1.ooo Mann sind einzuschliessen und zu vernichten. In einem Korn-feld gehen wir in Feuerstellung. Das Instellunggehen läuft nahezu exerziermässig ab. Die Kanoniere arbeiten rasch und gut. Nachdem alles fertig ist, bringen die Kanoniere meines 3. Geschützes einen gekochten Schweinskopf zum Vorschein, den sie sich irgendwo organisiert hatten, und laden mich mit zum Essen ein. Es schmeckt hochfein! Die Spannung des ersten Einsatzes lässt allmählich nach, da sich überhaupt nichts rührt, was einen „Krieg“ verheissen könnte. Nach zwei Stunden kommt der Befehl zum Stellungswechsel nach vorwärts. Während wir noch nach vorne streben, kommt schon Infanterie zurück. Das fragliche Gelände ist durchkämmt worden, doch sichtete man keinen einzigen Russen. In einem Dorf ist Mittagsrast. Gegen ein paar Zigaretten gibt die Bevölke-rung für meinen Zug Milch, Brot und 4o Eier, die wir uns zum Abendessen mit-nehmen. Um 18 Uhr sind wir in Policz zurück. Tagsüber war es wieder heiss und staubig. In einem Wasserloch bade ich mich. Nach dem Abendessen öffne ich die letzte Flasche Bordeaux.
40 km.


22.Juli 1941

Der Vormarsch nach Osten wird nach diesem Intermezzo fortgesetzt. Wein-mann Hans (Plan) fährt mit seinem Sanitätswagen vor und hält kurz, Mittag treffe ich Trohorsch Toni. Am Nachmittag kommen wir durch das hartumkämpfte Zwiahel. Betonbunker, Bauten im „bolschewistischen“ Baustil, starke Kampfspuren. 5 km ostwärts des Slucz beziehen wir knapp an der Rollbahn in „Kolonia Romanowska“ Biwak. Der Platz ist denkbar ungünstig, da das Wasser von weither herbeigeschleppt werden muss. – Post ist eingetroffen. – Im Radio wird die erste Bombardierung von Moskau gemeldet.
38 km. 23.Juli 1941

Die Reihe der Gräber entlang der „Rollbahn Nord“ reisst beinahe nicht mehr ab. Mit eindringlicher Klarheit zeugen sie und das überall noch liegende zer-schossene Kriegsgerät, dass es ein anderer Krieg ist als vor einem Jahr im Westen. Ein Erlenwäldchen in der Nähe eines Dorfes, rund 1o km von der Rollbahn weg, ist als Übernachtungsplatz für uns ausersehen. Nur ein Brunnen steht für die Batterie zur Verfügung. Und daraus muss das Wasser für die Kühe, für 156 Pferde und für 165 Mann entnommen werden.
Bei Dunkelheit gibt es erst Abendessen. Eigentlich ist es immer so, da, so-lange es Tag ist, der Chef niemandem Ruhe gönnt.
46 km. Dieser Nachtmarsch ist gleichzeitig ein ordentlicher Gewaltmarsch. In 7-km-Tempo geht es dahin Die Reitpferde sind ja allem Anschein nach bloss zum Führen mit nach Russland genommen worden, denn Reiten ist seit dem Auslade-bahnhof ein unbekannter Begriff geworden! Die Abteilung zieht durch Shitomir, einer grossen und – soviel man in der Nacht beurteilen kann – auch schönen Stadt (elektrische Strassenbahn).
58 km.


...


28.Juli 1941

Um 8 Uhr erreichen wir Korostischew. Die Batterie biwakiert in einigen Gärten und ist – wie es der neue Befehl verlangt – vorzüglich gegen Fliegersicht getarnt. Schlaflosigkeit und Staub röten die Augen; vor Müdigkeit wanken wir nur mehr dahin; die Füsse brennen wie Feuer. Dafür darf zwei Stunden geschlafen werden!

...

 

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Oberleutnant Rolf Dionysius Reuchlin (* 5. Juni 1910 Porto Alegre, Brasilien † 11. Juli 1941 Zwiahel, Ukraine)

 

Nach Kriegsausbruch 1939 wurde Grasser am 6. Februar 1940 der Kommandeur des Infanterieregiments 119. Diese Stellung hatte er bis 25. Januar 1942 inne. Im Morgengrauen des 5. Juni 1940 gelang dem Regiment das Übersetzen auf dem Aisne-Oise-Kanal und die erfolgreiche Erstürmung des bereits im Ersten Weltkrieg umkämpften Damenwegs, den französische Einheiten zuvor tagelang in zäher Verteidigung als Sperriegel hatten halten können. Nach anderen Quellen erfolgte die Überrennung erst einige Tage nach dem 6. Juni.[2] Gegen 8.30 Uhr morgens dieses erfolgreichen Angriffstages konnte Oberstleutnant Grasser gemeinsam mit Oberleutnant Rolf Dionysius Reuchlin (* 5. Juni 1910 Porto Alegre, Brasilien † 11. Juli 1941 Zwiahel, Ukraine) auf dem eroberten Brückenkopf Fort Malmaison die Kriegsflagge hissen.[3] Die herausragenden Leistungen von Grasser und seinem Regiment fielen in der Folge auf. Nach dem Sturm auf den Chemin des Dames erhielt er am 16. Juni 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 15. November 1940 wurde Grassers Regiment motorisiert und am 1. März 1941 erfolgte seine Beförderung zum Oberst. Bis zu seinem Tod diente Reuchlin in seinen Divisionsstab. Am 25. Januar 1942 wurde Grasser mit der Führung der 25. motorisierten Infanteriedivision (25. InfDiv.mot.) betraut, die damals im Raum Brjansk-Orel lag. Ab 21. April 1942 trat er einen dreiwöchigen Fronturlaub an. In dieser Zeit führte der damalige Kommandeur des Infanterieregiments 119 vertretend Grassers Division.[4]

http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Grasser

 

 

 

 

 

Seite 43:

Foto 1

Belebter wird die Landschaft manchmal an Flußläufen wie hier wo sie stellenweise Ähnlichkeit mit Dürerschen Landschaftsbildern hatte.

(Das Stadtviertel vorn links eine tote, leere Stadt, ehemaliges Judenviertel

 

 

Der Slutsch (ukrainisch Случ) ist ein Fluss in der Ukraine mit einer Länge von 451 km und einem Einzugsgebiet von 13.800 km². Er ist ein rechter Nebenfluss der Horyn und gehört zum Einzugsgebiet des Dneprs. Der Slutsch entspringt in der Oblast Chmelnyzkyj, durchfließt dann die Oblast Schytomyr und mündet in der Oblast Riwne kurz vor der ukrainisch-weißrussischen Grenze in die Horyn.

http://de.wikipedia.org/wiki/Slutsch

 

 

 

 

Foto gescannt vom Negativ. Wahrscheinlich Blick auf Swiahel.

Laut Tagebucheintrag von Fritz Heinze: (Das Stadtviertel vorn links eine tote, leere Stadt, ehemaliges Judenviertel

 

 

 

Ergänzung und Erläuterung zum Kriegstagebuch Seite 43.

 

Reichskommissariat Ukraine

Das Reichskommissariat Ukraine bestand während der deutschen Besatzungszeit zwischen 1941 und 1945 in den westlichen und zentralen Teilen der Ukraine.

Das Reichskommissariat Ukraine und das Reichskommissariat Ostland wurden vom zivilen Berliner Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) verwaltet, das von dem NS-Chefideologen Alfred Rosenberg geführt wurde. Die von diesem Ministerium verfolgten politischen Hauptziele waren die vollständige Vernichtung der jüdischen Bevölkerung und die Germanisierung von großen Bevölkerungsteilen. Die Germanisierungspolitik wurde auf der Grundlage des Generalplans Ost sowie spezieller Erlässe und Richtlinien im Ostland durchgeführt. Entsprechend der Rassenideologie von Rosenberg und anderer führender Nationalsozialisten wurden im Reichskommissariat Ukraine Hunderttausende von Juden ermordet, vor allem von den Einsatzgruppen C und D der Sicherheitspolizei und des SD.

http://de.wikipedia.org/wiki/Reichskommissariat_Ukraine

 

 

Wann der Befehl, die Juden Europas zu ermorden, gegeben wurde, lässt sich nicht genau feststellen, da kein schriftliches Zeugnis erhalten geblieben ist. Es ist auch gar nicht sicher, ob jemals ein schriftlicher Befehl, die Juden zu ermorden, von Adolf Hitler gegeben wurde. Die SS-Einsatzgruppen des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) und Polizeibataillone begannen schon kurz nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, die männlichen Juden im Alter zwischen 17 und 45 Jahren zu ermorden. Ab September/Oktober 1941 lässt sich belegen, dass die mobilen Tötungseinheiten auch zu einem Massenmord an Frauen und Kindern übergingen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Reinhardt

 

 

Einsatzgruppe C

 

1. Stärke und Einsatzgebiete:

 

    ca. 700 Mann

    Bereich der Heeresgruppe C bzw. Süd in der nördlichen und mittleren Ukraine (Babyn Jar und Drobyzkyj Jar)

 

2. Standorte des Stabes:

 

    Lemberg (ab 1. Juli 1941)

    Shitomir (ab 18. Juli 1941)

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD

 

 

 


 

 

Das folgende Foto "Gewächshaus" steht offenbar im thematischen Zusammenhang mit dem Eintrag im "Kriegstagebuch" Seite 43: (Das Stadtviertel vorn links eine tote, leere Stadt, ehemaliges Judenviertel

Vom "Gewächshausmotiv" gibt es zwei originale Negative und ein nachgelassenes Papierbild, mit rückseitiger Beschriftung durch Fritz Heinze. Siehe hierzu auch unter Kriegsfoto.

Die Negative Nummer 21: Gewächshaus fern, Nummer 22: Gewächshaus nah, Nummer 23: drei Soldaten - einer am Klavier (Fotomaterial AGFA Isopan) befinden sich auf einem unzerschnitten Dreierstreifen, gehören also in der Abfolge zusammen. Das Negativ Nr. 23: "Drei Soldaten, einer am Klavier" ist vermutlich in der selben Zeit entstanden, als in Swiahel (Zwiahel) die Massenerschießungen stattfanden, von denen die Negative 21 und 22 einige der auf ihre Hinrichtung am folgenden Tag "wartende" Opfer zeigt.

 

 

 

 

Swiahel August 1941

"Jüdische, polnische, u. ukrainische Frauen und Kinder (vom Säugling bis zur Greisin) sind in einem Gewächshaus eingesperrt weil die ausgeworfenen Gruben für die vielen Erschießungen nicht ausreichten. "

 

Foto gescannt von Negativ 21

 

 

 

Swiahel August 1941

Sie warten auf ihren Tod. Jüdische, polnische, u. ukrainische Frauen und Kinder (vom Säugling bis zur Greisin) sind in einem Gewächshaus eingesperrt weil die ausgeworfenen Gruben für die vielen Erschießungen nicht ausreichten. Sie kamen am anderen Tag dran.

 

Foto gescannt vom Papierbild mit dem folgenden Text auf der Rückseite:

Swiahel August 1941

Sie warten auf ihren Tod. Jüdische, polnische, u. ukrainische Frauen und Kinder (vom Säugling bis zur Greisin) sind in einem Gewächshaus eingesperrt weil die ausgeworfenen Gruben für die vielen Erschießungen nicht ausreichten. Sie kamen am anderen Tag dran.

Fritz Heinze, Siegmar Schönau P-Mitterhoferstr. 7

 

 

Beschriftung des Fotos vermutlich erst nach dem Krieg.

 

 

 

 

Nahaufnahme Gewächshaus

Foto gescannt von Negativ 22

 

 

Mündlich ist mir - ich glaube von meiner Mutter - überliefert, dass es ein warmer Tag gewesen sein soll, als mein Großvater Fritz Heinze die im Gewächshaus eingesperrten Menschen fotografierte. Die Menschen sollen auch kein Wasser bekommen haben (Anmerkung 18.11.2011).

 

 

 

 

Foto gescannt von Negativ 23

Drei deutsche Soldaten, einer am Klavier - möglicherweise oder auch wahrscheinlich in Swiahel.

 

 

 

 

Erlebnisbericht von Fritz Heinze zu den Massenerschießungen in Swiahel

Der "Erlebnisbericht" von Fritz Heinze ist undatiert. Er muss nach 1949 geschrieben worden sein, da in dem Bericht die DDR erwähnt wird. Diese wurde am 7. Oktober 1949 gegründet. Fritz Heinze ist gestorben am 2.1.1958. Also ist der Erlebnisbericht zwischen 1949 und 1958 geschrieben worden.

 

Vollständiger Erlebnisbericht von Fritz Heinze im Original:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erlebnisbericht - übertragen vom Original in Druckschrift unter Berücksichtigung von Einlassungen und Streichungen durch Peter Thiel, Enkel von Fritz Heinze:

 

 "Die Veröffentlichungen - in der Presse der DDR - über die Judenverfolgungen uns Ausrottungen durch das faschistische Regime während des II. Weltkrieges, die Einsetzung der Hauptverantwortlichen für die damaligen Masaker in hohe Funktionen des Bonner Staatsapparats erinnert mich immer wieder an (eigene Erlebnisse) die Ereignisse, die ich als Augenzeuge (der damaligen Zeit) verschiedener Vorkommnisse dieser Art erlebte. 

Eines davon (ist) steht mir durch seine Grausigkeit - noch - besonders deutlich vor Augen trotzdem man durch Vorfälle der vorausgegangen Jahre einiges gewöhnt war die insbesondere deshalb, weil seine unschuldigen Opfer nur Frauen und Kinder jeden Alters waren.

Ich hatte die Verhaftung und Mißhandlungen durch die fasch(istische) SA + SS am eigenen Leibe u. bei meinen Genossen erlebt, die gesteigert wurden, wenn ein sogenannter "Itzig" unter uns war.
...

 

Der Wortlaut des Erlebnisberichts wird demnächst weiter in die Druckschriftform übertragen (Peter Thiel, 14.02.2020).

 

 

 

 

Die von Fritz Heinze dokumentierten und auf August 1941 datierten Massenerschießungen von Juden wurden wahrscheinlich durch das Sonderkommando 4a (SK 4a), ein Teilkommando der Einsatzgruppe C vorgenommen. Das Sonderkommando 4a hatte seinen Standort am 21.06.1941 in Sokol nahe der polnischen Grenze, am 30.06.1941 in Luck, dann in Rovno, am 14.07.1941 in Novograd-Volynski (Zwiahel), am 18./19.07.1941 in Shitomir, dann in Belaja Cerkov und am 25.09.1941 in Kiew. Das Sonderkommando 4a wurde von SS-Standartenführer Paul Blobel geführt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Blobel

http://de.wikipedia.org/wiki/Einatzgruppe_C#Einsatzgruppe_C

 

 

Erschießung der Juden in Zwiahel

Robert Streibel

Hochgeladen am 15.06.2011

Das "Karl Eibl Projekt" von Robert Streibel

Eine Spurensuche in der Ukraine, gefördert vom Österreichischen Zukunftsfonds. Platz der Erschießung der Jüdinnen und Juden in Zwiahel

http://www.youtube.com/watch?v=NIntIQ4_RVo

 

Im Museum in Zwihael

Robert Streibel

Hochgeladen am 15.06.2011

http://www.youtube.com/watch?v=rdy2YVvaJaA&playnext=1&list=PLA0B86FE12B5C0E45&feature=results_video

 

 

Abschlussbericht der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen zum Verfahren II 204 a AR-Z 132/67 vom 28.11.1975, Bl. 15 bis 17 des Schlussvermerks aus AR-Z 132/67.

 

 

 

 


 

 

 

  -----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 27. Januar 2014 15:19
An: peter@peterthiel.de
Betreff: anfrage zu zwiahel

Sehr geehrter Herr Thiel,
mein Vater (1913-98, Wachtmeister im Artillerie-Regiment 198) war etwa zur
selben Zeit (7/41) in der Gegend von Swiahel wie Ihr Großvater. Auch er hat
ein Tagebuch geführt.
Ich habe jetzt eine (vielleicht doofe) Frage: Kann ich das Tagebuch Ihres
Großvaters im Internet in Gänze lesen? Es gibt auf der Seite ja nur einige
Auszüge, die allerdings erschütternd sind.
Seit ich das TB meines Vaters gelesen habe, suche ich nach Berichten, aus
denen ich noch mehr über das Soldatenleben, das mein Vater führen musste,
erfahre. Über Zwiahel notierte er am 18.7.41 (aus einem Biwak in Policz) :
"Bei Zwiahel, dem nächsten größeren Ort an der Rollbahn, soll schon einige
Tage erbittert gekämpft werden. Gefangene werden angeblich auf beiden Seiten
möglichst wenig gemacht. -Schlacht kommt von "Schlachten". - Wir stehen vorm
Einsatz."
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Es grüßt Sie

...

 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 22. September 2015 13:30
An: peter@peterthiel.de
Betreff:
...

  Sehr geehrter Herr Thiel,  

...  

Für mich ... ist es nicht das Schönste zu untersuchen ob das Feuerschutzpolizei-Regiment (FSchP-Reg.) 1 "Sachsen" im Holocaust mit gemacht hat. ...

...

Für mich ist vor allem wichtig zu wissen, zu welchen Zeitpunkten es im Jahre 1941 im Raum Shitomier (dazu gehört Zwiahel und Pulin /auch Chervonoarmeysk, Chervonarmiisk, Krasnormeysk, usw. geschrieben/) Massaker an der einheimischen (insbesondere der jüdischen) Bevölkerung gegeben hat.

Der Zeitraum Ende Juli 1941 bis etwa Mitte September 1941 ist erst einmal interessant für mich.

Es ist der Zeitraum, als die Einheiten des FSchP-Reg. in Pulin (3. und 5. Kompanie) und Shitomir (Stab und 1 Zug der 5. Kompanie)

 

Vielen DANK.

...

 

 


 

 

 

Protokoll

den 24. Mai 1945

Wir, die Kommission, die die Verbrechen der deutschen Eroberer während der provisorischen Besatzung der Stadt Nowograd-Wolynski untersucht, im Bestande vom Kommissionsvorsitzenden, Sekretär des Rayonskomitee der Kommunistischen Partei der Ukraine W. Bujanowski, von den Kommissionsmitgliedern – Leiter der Stadtabteilung von NKWD (Innenministerium) Oberstleutnant Nikolajew, Staatsanwalt Bywalzew, Ärzten L. Iwanizkaja, L. Gladunowa, Kisseljow und Oberpriester A. Warshanski – untersuchte einen Erschießungsplatz der Zivilbevölkerung neben einem Hain, am Slutsch-Ufer, gegenüber vom Haus der Roten Armee.

Das Grab ist 12 m lang, 3 m breit und ca. 5 m tief. Der Wall ist 1,5 m hoch.

Nach dem Grabaufschluss hat man eine Schicht der halbmulmigen Kleider und Schuhe von Frauen und Kindern gefunden. Die Erde ist vom veränderten Blut durchtränkt (als ob sie wurde zementiert). Weiter liegt eine Reihe von zersetzten Frauen- und Kinderleichen mit starkem Verwesungsgestank. Die Leichen lagen in Unordnung mit den Gesichtern nach unten. Manche Kinderleichen befinden sich in Armen von Frauenleichen. In allen Leichen sind Schädelknochen und Brustkorbe beschädigt.

Es ist festgestellt, dass ihren Tod Schusswunde verursachten, weil man neben dem Grab einige Kugel und Maschinengewehrpatronen fand. Durch die Untersuchung des Grabs und der Leichen und durch die Aussage von der Augenzeugin Maria Sinkewitsch ist es festgestellt worden, dass die Erschießung an den letzten Tagen vom August 1941 geschah. Die Zahl der Ermordeten beträgt 750-800. Vor der Erschießung zogen die Deutschen Kleider der Opfer aus und nahmen sie mit. Alle erschossenen Bürger sind Juden.

Unterschriften des Kommissionsvorsitzenden und der Kommissionsmitglieder

Staatsarchiv des Shitomirer Gebiets: Bestand R. 2636 Verzeichnis 1 Akte 175 S. 175

(Eine Kopie wird auch im Stadtarchiv von Nowograd-Wolynski aufbewahrt: Bestand 413 Verzeichnis 1 Akte 4 S. 10)

 

Übersetzung des Protokolls durch Leonid Kogan (siehe nachfolgende Mails)

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von: Kogan Leonid [mailto:koganzvil@yandex.com]

Gesendet: Samstag, 21. Juli 2012 19:11

An: peter@peterthiel.de

Betreff: Swiahel

 

Sehr geehrter Herr Peter Thiel,

mein Name ist Leonid Kogan. Ich bin 1956 in Nowograd-Wolynski (Zwiahel, Swiahel) in der Ukraine geboren und dort habe bis 1997 gewohnt. Jetzt wohne ich in Lübeck. Mehr als 20 Jahre forsche ich die Geschichte meiner Heimatstadt in verschiedenen Archiven und schreibe historische Artikeln. Auf Ihrer Internetseite http://www.peterthiel.de/kriegstagebuch.htm habe ich wertvolle Kriegsbilder von Fritz Heinze gesehen, die grausame Ereignisse in Swiahel im August 1941 schildern. Und vor kurzem haben Sie seinen Erlebnisbericht zu Massenerschießungen in Swiahel veröffentlicht. Ich habe vor, ihn ins Ukrainische zu übersetzen und die Übersetzung in der Stadtzeitung von Nowograd-Wolynski oder auf einer Internetseite meiner Heimatstadt zu veröffentlichen. Vorher habe ich eine Judin interviewiert, die die deutsche Besatzung in Swiahel und Umgebung überlebt hat, und Annette Schücking-Homeyer, die als DRK-Schwester in einem Soldatenheim in Swiahel Dienst hatte. Einige Materialien über die Stadtgeschichte habe ich ins Deutsche übersetzt. Wenn das Sie interessiert, kann ich die Übersetzungen zuschicken.

Und jetzt möchte ich Sie etwas fragen:

1. Wenn ich richtig verstehe, war Herr Fritz Heinze Ihr Großvater. Nicht wahr?

2. Wissen Sie, seit wann und bis wann er in Swiahel war?

3. Ist sein Erlebnisbericht ein Bestandteil seines Kriegstagebuch?

4. Auf der oben genannten Internetseite wurde ein Abschnitt aus dem Artikel von Dr. Yehoshua Bücher ""Unworthy Behavior": The Case of SS Officer Max Täubner” veröffentlicht, der Massenerschießungen in Swiahel betrifft. Ich habe versucht, die Zeitschrift Holocaust and Genocide Studies”, Band 17 Nu.

3, in einer deutschen Bibliothek zu finden, aber erfolgslos. Haben Sie zufällig Fotokopien des Artikels?

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Leonid Kogan

 

 

 

22.07.2012, 22:47, "Peter Thiel" <peter@peterthiel.de>:

Lieber Herr Kogan,

Danke für Ihre Mail.

Zu 1. Fritz Heinze ist mein Großvater mütterlicherseits

Zu 2. Wie lange er in Swiahel genau war weiß ich nicht. Die mir bekannten Einsatzorte laut Unterlagen der "Deutschen Dienststelle" finden Sie unten.

Zu 3. Sein Erlebnisbericht ist nicht Bestandteil seines Kriegstagebuch, sondern erst nach dem Krieg geschrieben. In einem Kriegstagebuch hätte er gar nicht darüber schreiben dürfen, wenn er bei so was erwischt worden wäre, wäre er bestraft worden.

Zu 4. 4. Fotokopien des Artikels habe ich nicht. Ich habe das im Internet recherchiert.

 

Freu mich von Ihnen weiter informiert zu werden.

 

Ich fände es gut, wenn man in Swiahel der ermordeten Menschen eine kleine Gedenkstelle widmen würde.

 

Ich würde Ihre Mail und meine Antwort gerne auf meine Internetseite stellen.

Wären Sie damit einverstanden?

 

Beste Grüße

 

Peter Thiel

 

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26.05.1941 Einberufung durch das Wehrmeldeamt Chemnitz 2

Erkennungsmarke -3437- 2. / Ld. Schtz. Ers. Btl. 4

2. Kompanie Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4

Ab 26.05.1941 2. Kompanie Landesschützen-Ersatz-Bataillon 4

und am 18.08.1941 Standort Glauchau

ab 18.08.1941 und am 15.01.1942: 3. Kompanie Landesschützen-Bataillon 380

Das Bataillon unterstand den Besatzungstruppen in Frankreich.

Zugang: v. 2. Kompanie Landesschützen-Ersatzbataillon 4

Abgang: z. Panzer Kompanie 318

Die Landesschützen-Bataillone gehörten zu den Sicherungstruppen. Sie wurden in der Regel für Sicherungsaufgaben in der Heimat und im rückwärtigen Heeresgebiet verwendet. Konkret gehörten zum Beispiel die Kriegsgefangenenbewachung sowie die Sicherung militärischer und kriegswichtiger Objekte und die Bewachung der Transportwege dazu.

laut Meldung vom 30.01.1942 und Meldung vom 10.04.1944

Panzer Kompanie 318

Unterstellung sowie Einsatzräume nicht zu ermitteln-

Entlassung

Am 10.04.1944 bereits als Zivilarbeiter zur Fliegerhorst-Kommandantur Leipheim entlassen.

(Anmerkung 2007: der Fliegerhorst liegt ca. 4 Kilometer nordwestlich von Günzburg bei Ulm)

Dienstgrade

Laut Meldung vom 30.01.1942 Schütze

Laut Meldung vom 10.04.1944 Gefreiter

Die Formulierung laut Meldung“ bedeutet, dass es sich hierbei um das Datum einer so genannten Erkennungsmarkenliste handelt, in der verschiedene Veränderungsmeldungen (Zu- und Abgänge von Angehörigen einer bestimmten Einheit) zusammengefasst sind. Die genauen Zu- und Abgangsdaten wurden damals in vielen Fällen von den Truppenteilen nicht angegeben. Als Zeitangabe bleibt nur das Datum der Liste. Der tatsächliche Einzeleintrag kann jedoch bis zu drei Monate vor oder nach dem Datum der Liste erfolgt sein.

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von: Kogan Leonid [mailto:koganzvil@yandex.com]

Gesendet: Montag, 23. Juli 2012 17:24

An: peter@peterthiel.de

Betreff: Re: AW: Swiahel

 

Lieber Herr Thiel,

vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworte. Natürlich dürfen Sie meine E-Mails und Materialien, die ich Ihnen sende, auf Ihrer Internetseite veröffentlichen.

Der Ort, wo Hunderte jüdische Frauen und Kinder erschossen wurden, befindet sich am rechten Slutsch-Ufer. In einem Protokoll hat die sowjetische Untersuchungskommission im Mai 1945 das Massengrab beschrieben. Ich habe das Protokoll ins Deutsche übersetzt. Natürlich klingt auf Deutsch meine Übersetzung nicht toll, aber sie ist verständlich. Ich habe sie mit einem Bild des Grabsteins auf dem Erschießungsplatz. Dort stand bis 1996 ein kleiner Stein mit einer Inschrift über "sowjetische Bürger" als Opfer ohne Erwähnung ihrer jüdischen Herkunft. Das neue Denkmal besteht aus einem schwarzen (Tod) und einem roten (lebendige Seelen) Dreiecken, die zusammen einen Davidstern bilden. Die hebräische Inschrift "Sochrim" bedeutet "(wir) gedenken".

Vor zwei Wochen hat meine Heimatstadt ein Aufnahmeteam mit Regisseur Heinrich Billstein und seinem Kollegen aus Russland Anatoli Smirnow besucht. Sie nehmen in Zwiahel und anderen Städten einen Dokumentarfilm über den Weg der 6. Armee auf, dazwischen auch den Erschießungsplatz der jüdischen Frauen und Kinder. Der Film soll im nächsten Jahr bei WDR gezeigt werden.

 

Das Manuskript Ihres Großvaters ("Erlebnisbericht") habe ich schon entziffert und als Word-Datei gespeichert. Es sind nur einige fragliche Stellen geblieben. Darf ich nächstes Mal Ihnen den gespeicherten Text zuschicken und über die zweifelhaften Wörter Sie fragen?

 

Herzliche Grüße

 

Leonid Kogan

 

 

 

 

 

Stadtplan Swiahel um 1941 (Leonid Kogan 2012)

 

 

 

Stadtplan Swiahel um 1941 - westliches Flussufer (Leonid Kogan 2012)

 

 

 

 

 

Stadtplan Swiahel um 1941 - östliches Flussufer (Leonid Kogan 2012)

 

 

 

 

 

 

Gedenkstein an einem Erschießungsplatz in Swiahel. 

Dort stand bis 1996 ein kleiner Stein mit einer Inschrift über "sowjetische Bürger" als Opfer ohne Erwähnung ihrer jüdischen Herkunft. Das neue Denkmal besteht aus einem schwarzen (Tod) und einem roten (lebendige Seelen) Dreiecken, die zusammen einen Davidstern bilden. Die hebräische Inschrift "Sochrim" bedeutet "(wir) gedenken".

 

http://zwiahel.ucoz.ru/

http://zwiahel.ucoz.ru/novograd/vojna/Kogan_28_09-12.html

 

 

 

... Dort habe ich geschrieben, dass 1939 haben in Nowograd-Wolynski 6839 Juden gewohnt. Aber 1959 (das war die erste Volkszählung nach dem Krieg in der UdSSR) sind in der Stadt nur 3300 Juden geblieben. Die meisten sind geflohen und kamen zurück. Es waren zwischen den 3300 Juden zahlreiche Flüchtlinge, die nach dem Krieg aus den sowjetischen Ostgebieten zurückkamen, einige Hunderte Soldaten und Offiziere, die am Leben geblieben sind. Die Frage tauft auf: wo ist der Rest hingeraten? Nach meinen Berechnungen sind 350-360 jüdische Soldaten und Offiziere aus Swiahel an der Front gefallen. Wahrscheinlich sind manche jüdische Flüchtlinge in den Ostgebieten gestorben oder unterwegs erschossen worden (ich habe einige Informationen, aber keine Statistik). Also in Swiahel sind 2500-3000 hiesige Juden erschossen worden. Ich habe gehört das Ende Juni - Anfang Juli 1941 kamen nach Swiahel viele jüdische Flüchtlinge aus der Westukraine. Natürlich in der damaligen Panik niemand hat sie gezählt. Ein Teil von ihnen wurde sicher in Swiahel erschossen.

...

Leonid Kogan (Mail vom 23.07.2012)

 

 

Wenn in Swiahel "2500-3000 hiesige Juden" erschossen wurden, dann ist nicht ausgeschlossen, dass es in Swiahel noch ein oder mehrere unentdeckte Massengräber gibt. Womöglich getrennt nach Männern und Frauen, denn die Männer wurden üblicherweise zuerst erschossen. Später dann die Frauen und Kinder.

 

Der Stab der die Morde ausführenden sogenannten "Einsatzgruppe C" (mit dem Sonderkommando 4a, Sonderkommando 4b, Einsatzkommando 5 und Einsatzkommando 6) hatte ab 18. Juli 1941 seinen Standort in Shitomir, 85 Kilometer von Swiahel (Nowohrad-Wolynskyj) entfernt. Mitte August war das Morden offenbar weitgehend abgeschlossen, der Stab der Einsatzgruppe C wurde ab 17. August 1941 nach Perwomaisk (430 Kilometer von Swiahel entfernt) verlegt.

 

Vergleiche hierzu:

http://de.wikipedia.org/wiki/Einsatzgruppe_C#Einsatzgruppe_C

 

 

Von den offenbar im August 1941 durchgeführten Massenerschießungen sind die am 13.09.1941 durch den "Werkstattzug Täubner" (SS-Untersturmführer Max Täubner) erfolgten "illegalen" Erschießungen zu unterscheiden, die in Rüter, C. F.; Mildt, D. W. de: Justiz und NS-Verbrechen, Band XLV dokumentiert sind.

 

Rüter, C. F.; Mildt, D. W. de: Justiz und NS-Verbrechen

Band XLV

Verlag: Amsterdam University Press; De Gruyter Saur; 2011

Die Edition enthält die rechtskräftig ergangenen Urteile aus den Verfahren der westdeutschen Justiz seit 1945. Die ersten 22 Bände umfassen die Zeit von 1945-1966 und enthalten Urteile aus mehr als 100 Archiven. Seit 2001 werden in ca. 28 weiteren Bänden die Verfahren und Urteile aus den Jahren seit 1966 veröffentlicht, die durch ein vorläufiges Verfahrensregister leicht zugänglich sind.

 

 

 

 


 

 

 

21.05.1973

NS-PROZESSE

Nicht deutsche Art

Vor dem Helibronner Schwurgericht muß sich ein SS-Sturmmann wegen Beihilfe zum Mord verantworten. Der Hauptschuldige aber kann nicht mehr belangt werden: Er war schon vom SS-Gericht verurteilt worden.

Der Mordprozeß gegen den früheren SS-Sturmmann Rudolf Nikolaus Wüstholz, 60, in Heilbronn verläuft typisch -- die meisten Zeugen können sich nach 32 Jahren nur noch vage erinnern, haben verdrängt, wollen nichts mehr wissen. Der Angeklagte schweigt.

Befrachtet mit all den üblichen Schwierigkeiten, die sich bei Aufklärung und juristischer Wertung von NS-Verbrechen heute einstellen, ist dieser Prozeß gleichwohl -- so Staatsanwalt Rolf Sichting -- ein "einmaliger Fall".

Denn wie schon die Anklage, die Wüstholz Beihilfe "zu der aus niedrigen Beweggründen und grausam erfolgten Tötung von 6 Menschen" vorwirft, so wird sich vermutlich auch das für diese Woche erwartete Urteil in wesentlichen Punkten auf ein Feldurteil eben jener SS stützen, die den staatlichen Massenmord an fünf Millionen Juden organisierte.

Im September 1941 war ein Werkstattzug der 1. SS-Brigade unter dem Kommando des Untersturmführers Max Täubner in das ukrainische Dorf Zwiahel eingerückt. Dort ließ Täubner -- wie noch zu NS-Zeiten festgestellt wurde -- 319 jüdische Männer, Frauen und Kinder durch Genickschuß umbringen. In Scholochowo ermordeten die Männer des Werkstattzuges, dem auch Wüstholz angehörte, 191 Juden. 459 Opfer waren es wenig später in dem Ort Alexandrija.

Das war, grausig genug, an der Tagesordnung. Für die Reitende Abteilung des SS-Kavallerie-Regiments 2 galt damals beispielsweise der "ausdrückliche Befehl": "Sämtliche Juden müssen erschossen werden. Judenweiber in die Sümpfe treiben." Am 12. August hatte denn auch das Regiment vom "Einsatz Pripjet-Sümpfe" gemeldet: "Weiber und Kinder in die Sümpfe zu treiben, hatte nicht den Erfolg, den er haben sollte, denn die Sümpfe waren nicht so tief, daß ein Einsinken erfolgen konnte." Die Menschen wurden erschossen.

Gleichwohl machte Himmler zwischen dieser Massenerschießung und dem von Täubner angeordneten Massaker einen Unterschied: Die SS-Kavallerie hatte als Sonderkommando auf Befehl gehandelt. Täubner hingegen ohne "Kampfauftrag" auf eigene Faust. Das paßte nicht in das Konzept des Ordnungsfanatikers Himmler.

Besessen von der Idee, daß selbst die Massenvernichtung noch sauber-sachlich verwirklicht und der SS-Mann "dabei anständig" (Himmler) bleiben müsse, beantwortete der Reichsführer am 12. Oktober 1942 die Frage des Hauptamts-SS-Gerichts, wie bei eigenmächtigen Judenerschießungen zu verfahren sei, per Erlaß: "Bei rein politischen Motiven ... keine Bestrafung" außer zwecks "Aufrechterhaltung der Ordnung", gerichtliche Ahndung "bei eigensüchtigen oder sadistischen bzw. sexuellen Motiven".

So wurde dem SS-Mann Täubner 1943 der Prozeß gemacht -- das Urteil spiegelt die mörderische Moral. Nicht "wegen der Judenaktionen als solcher", so die Begründung. solle der Angeklagte bestraft werden ("... es ist um keinen der getöteten Juden schade"), wohl aber, weil er sich "zu Grausamkeiten" habe "hinreißen lassen, die eines deutschen Mannes und SS-Führers unwürdig sind".

Das SS-Urteil konstatierte "üble Ausschreitungen". Wüstholz etwa habe die Juden veranlaßt. "sich gegenseitig totzuschlagen, wobei versprochen wurde, daß der Überlebende nicht erschossen werde". Zugführer Täubner "prügelte selbst mit"; bei Pausen intonierte er auf seiner Ziehharmonika das Lied "Du bist verrückt, mein Kind". Die Mordszenen hielten Täubner und sein Sturmmann Ernst Fritsch, heute Ortsvorsteher einer Gemeinde bei Kehl, mit der Kamera fest.

Wegen Verabsäumung der Dienstaufsichtspflicht (Täubner ließ "seine Männer ... seelisch verkommen") und wegen militärischen Ungehorsams (weil die Erschießungen photographiert worden waren) verhängte das SS-Gericht eine zehnjährige Zuchthausstrafe -- als "Photographierfall" ging der Prozeß in die Annalen der Himmler-Truppe ein.

Eben diese Verurteilung aber bewahrt Täubner, der zwei Jahre der Strafe absaß, heute davor, erneut vor Gericht gestellt zu werden, diesmal wegen Mordes. Denn mit der Auflösung der Wehrmacht und der NS-Organisationen kassierte der alliierte Kontrollrat 1946 alle Sondergerichtsurteile. Und das westdeutsche Zuständigkeitsergänzungsgesetz von 1952 läßt die "Wiederaufnahme eines durch das Urteil eines Sondergerichts rechtskräftig abgeschlossenen Verfahrens ... nur zugunsten des Verurteilten" zu (Oberlandesgericht München zum Fall Täubner).

So sind im Heilbronner Schwurgerichtsprozeß 30 Jahre später die Rollen gleichsam vertauscht. Damals war Rudolf Wüstholz einer der Zeugen gegen Max Täubner, er selber ging straffrei aus. Heute ist Täubner Zeuge gegen Wüstholz. kann aber selber nicht mehr belangt werden.

Seinem einstigen Untergebenen schadete der Hauptverantwortliche der Mordaktionen freilich nicht. Auf alle Fragen des Heilbronner Gerichts antwortete Täubner das eine um das andere Mal: "Ich kann mich nicht mehr erinnern."

DER SPIEGEL 21/1973

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42001312.html

 

 

 

 

"Unworthy Behavior": The Case of SS Officer Max Täubner”.

Erschien im Jahr 2003 in der Zeitschrift „Holocaust and Genocide Studies” und wurde von dem 2009 verstorbenen Historiker und Holocaust-Überlebenden Dr.Yehoshua Büchlers verfasst.

Ein Teil des Artikels bezieht sich auf die Massentötungen von Juden in Zwiahel (Novograd Volynskii) im Sommer und Herbst 1941. Der entsprechenden Absatz startet auf Seite 412.

 

 

“Unworthy Behavior”: The Case of SS Officer Max Täubner

Yehoshua R. Büchler

Moreshet Archives

 

The only known case in which an SS officer was punished for killing Jews

is discussed below. Max Täubner and his men carried out thousands of

killings without orders and in a particularly savage way. Their rogue actions,

however, might have gone unimpeded had the perpetrators not

boasted and sent photographs to friends and relatives. The potential for

publicity and embarrassment, as well as other considerations, formed the

crux of the legal case: the unauthorized murder of thousands of Jews otherwise

would have constituted to Täubner’s superiors little more than instances

of excessive zeal.

...

It appears that the latter episode occurred in the village of Bialowicza in western

Belorussia, midway from Arys to the unit’s first base in Novograd-Volynskii, which it

reached on 12 September 1941. Before the war some 6,500 Jews had lived in this western

Ukrainian town. When Täubner arrived with his troops, he learned that most of the

Jews, especially the men, had been killed in mid-July 1941 by Einsatzkommando 4a of

Einsatzgruppe C. From 28 to 30 July, the First SS Brigade had conducted a major “purification”

campaign in the area, during which another 1,658 Jews and a few hundred

“bandits and Bolsheviks” were murdered. On 12 August Einsatzkommando 5 “took care

of” a few hundred civilians, mostly Jews who were handed over by the Wehrmacht.15

The Wehrmacht had been an active partner in the murder of the Novograd-

Volynskii Jews. According to the testimony of a former administration officer of the local

Nazi headquarters, the Secret Field Police (Geheime Feldpolizei) followed the

Army Group commander’s mid-August orders to kill hundreds of Jews. “Perhaps the

victims were not only men,” testified a Wehrmacht officer stationed in the town.16

After the platoon settled in, Täubner set out to determine whether there were

any Jews left. The Ukrainian mayor informed him that three hundred Jews—men,

women, and children who had survived the previous killing sprees—were being kept in

the local prison. The mayor also told him that the Wehrmacht headquarters had issued

documents and certificates to Jews stating that “they were not Jews.” Täubner argued

that the army was showing “too much compassion” and did not treat them as they deserved.

He decided to take the matter into his own hands and eliminate the Jews who

were left.

At the outskirts of the town the Ukrainian militia dug a large pit to which several

hundred Jews were brought, after brutal mistreatment on the way. Täubner and his

men forced them to the ground and shot each of them in the neck. The SS and Police

“Unworthy Behavior”: The Case of SS Officer Max Täubner 413

Supreme Tribunal noted that on 18 September 1941 the men of the platoon killed at

least 319 Jews in Novograd-Volynskii.17 This, however, was not the only rampage organized

by Täubner and his men in this locale, and the number of Jews murdered was

much higher than stated by the SS tribunal. In another episode that month, Täubner’s

men (once again assisted by the Ukrainian militia) assembled Jews, conducted them to

a field outside town, and forced them to dig a wide pit, after which the victims were

brought by groups to the pit and shot from behind.

It appears that Täubner and his team were not satisfied with simply killing the

Jews, but abused them mercilessly beforehand, reaching unimaginable levels of depravity.

Parents were forced to watch their children being shot. One of the killers, a

Berlin native called Abraham, performed the task in an especially sadistic manner. He

grabbed small children by their hair, lifted them and shot them. The slaughter was so

horrific that it evoked unease among a few of the men. One of them testified that he

had confronted Täubner about killing children, to which Täubner replied that he had

a scale: “at the top are the pigs, then there is a big void and then at the bottom are the

Jews.”18 Another testimony recounts a separate Aktion, also in Novograd-Volynskii,

during which,

the unit’s men killed Jews without the help of the Ukrainian militia. They took the Jews

from their homes, transported them in the unit’s vehicles outside the village, forced them

to dig their own grave, and shot them. . . . Apparently these Jews had been issued work

permits by the army and worked for the German authorities; this action was therefore severely

criticized by the local army commander.19

 

 


 

 

 

Justiz und NS-Verbrechen

Die westdeutschen Verfahren wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen

http://www1.jur.uva.nl/junsv/brd/Tatortfr.htm

Der Tatort wurde hier als 'Nowogrod Wolynskij' aufgeführt.

 

Case Nr. 694

Crime Category: Mass Extermination Crimes by Einsatzgruppen, War Crimes

Accused:

Cal., Kuno 15 Years

Con., Ernst (Oskar) No punishment imposed (§47 MStGB)

Häf., August Proceeding suspended

Han., Friedrich Wilhelm Kurt 6 Years + Proceeding suspended

Jan., Adolf 11 Years

Pfa., Georg Karl No punishment imposed (§47 MStGB)

Rie., Alexander 4 Years

Schu., Christian Gustav Paul 4½ Years

Tri., Viktor No punishment imposed (§47 MStGB)

Woi., Victor Michael 6 Years + Proceeding suspended

Court:

LG Darmstadt 681129

BGH 730405

Country where the crime was committed: Ukraine

Crime Location: Sokal, Hrakow, Luzk, Nowograd Wolynskij, Berditschew, Shitomir, Radomysl, Bjelaja Zerkow, Wassilkow, Iwankow, Kiew (Babi-Yar ravine), Charkow

Crime Date: 41

Victims: Jews, Civilians, Mentally ill, POW's

Nationality: Soviet

Agency: Einsatzgruppen SK4a

Subject of the proceeding: Mass and single killings of a total of approx. 60.000 Jews, communist functionaries, mentally ill patients and prisoners of war in the rear area of the 6th. Army

Published in Justiz und NS-Verbrechen Vol. XXXI

 

 

Case Nr.793

Crime Category: Other Mass Extermination Crimes, War Crimes

Accused:

Wüs., Rudolf Nikolaus 2 Years

Court:

LG Heilbronn 730524

Country where the crime was committed: Ukraine

Crime Location: Nowograd Wolynskij, Scholochovo, Alexandria, Konotop

Crime Date: 410913- 411112

Victims: Jews, Members of the Resistance

Nationality: Soviet

Agency: Waffen-SS 1.SS-Inf.Brig.(mot)

Subject of the proceeding: Mass and single shootings of Jews as well as of a commander of a Ukrainian militia unit suspected of partisan activities, by a unit of the 1st. SS-Infantry Brigade on arbitrary orders from the unit's commander, Täubner, who was tried and sentenced to 10 years imprsionment for these killings by the Supreme SS and Police Court of Munich

Published in Justiz und NS-Verbrechen Vol. XXXVIII

 

 

Case Nr.877

Crime Category: Other Mass Extermination Crimes

Accused:

Her., Johann 3 Years

Hes., Heinrich Adolf 12 Years

Court:

LG Stuttgart 820215

Country where the crime was committed: Ukraine

Crime Location: Nowograd Wolynskij, Scholochovo, Alexandria

Crime Date: 410913, 411017-411021, 411022-411112

Victims: Jews

Nationality: Soviet

Agency: Waffen-SS 1.SS-Inf.Brig.(mot)

Subject of the proceeding: Mass and single shootings of Jews in several towns during the advance in the Ukraine, arbitrarily ordered by platoon leader Täubner, who, because of this, was sentenced to ten years penitentiary by the SS and Police Court in Munich in 1943

Published in Justiz und NS-Verbrechen Vol. XLV

 

 


 

 

Swiahel (Zwiahel) in der Westukraine - heute unter dem Namen Nowohrad-Wolynskyi

 

Nowohrad-Wolynskyj (ukrainisch Новоград-Волинський; russisch Новоград-Волынский/Nowograd-Wolynskij) ist das Zentrum des gleichnamigen Rajons in der Oblast Schytomyr in der Ukraine mit 56.000 Einwohnern (1. Januar 2005), am Fluss Slutsch gelegen.

Die Stadt wurde zum ersten Mal im Jahre 1256 unter Namen Woswjagel erwähnt. Ein Jahr später wurde sie vom galizischen Fürst Daniel niedergebrannt. Später hieß die Stadt Swjagel. 1795 kam die Stadt unter russische Hoheit und wurde in Nowohrad-Wolynskyj umbenannt.

Von 1920 bis 1939 hatte die Stadt eine wichtige militärische Bedeutung, da sie an Grenze zu Polen lag. Im Zweiten Weltkrieg wurde Nowograd stark beschädigt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Nowohrad-Wolynskyj

 

Die Oblast Schytomyr (ukrainisch Житомирська область/ Schytomyrska oblast) ist eine Verwaltungseinheit im Norden der Ukraine. Sie hat rund 1,33 Millionen Einwohner (Dezember 2005).

Die Oblast umfasst einen Teil der historischen Landschaft Wolhynien. Im Osten grenzt die Oblast an den Großraum Kiew, im Norden an Weißrussland. Im Westen der Oblast liegen die Oblaste Riwne und Chmelnyzkyj, im Süden die Wynnyzja und im Osten die Oblast Kiew. Sie ist von der Größe ihrer Fläche her gesehen die fünft größte Oblast der Ukraine.

http://de.wikipedia.org/wiki/Oblast_Schytomyr

 

 

 

Richard Thomalla

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Richard Thomalla

Richard Thomalla (* 23. Oktober 1903 in Annahof, Oberschlesien; † 1957 in Ulm für tot erklärt) war als SS-Hauptsturmführer bei der „Aktion Reinhardt“ mit der Bauleitung der Vernichtungslager Sobibor und Treblinka beauftragt und war in der Aufbauphase jeweils der erste Lagerkommandant.

Leben

Richard Thomalla, von Beruf Bau-Ingenieur, trat 1932 der NSDAP (Mitglieds-Nr. 1.238.872) und SS (Mitglieds-Nr. 41206) bei. Seinen Militärdienst leistete er in Falkenberg und Oppeln ab. Im Jahr 1935 erfolgte seine Heirat. Ende der 1930er Jahre diente er bei SS-Einheiten in Wohlau und Breslau. Am 6. September 1939 wurde er von Breslau in das Generalgouvernement versetzt und mit leitenden Aufgaben bei der SS-Hilfspolizei in Tschenstochau und Radom betraut. Am 22. August 1940 wurde Thomalla durch den Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF Ost) Friedrich-Wilhelm Krüger zur Dienststelle des SS- und Polizeiführers Odilo Globocnik nach Lublin versetzt. Zwischen August und Oktober 1940 leitete er im Raum Belzec eine Baubrigade zur Sicherung der Grenzanlagen. Anschließend war er mit der Errichtung von Polizei- und SS-Stützpunkten in Starakonstantinow, Zwiahel und Kiew im Rahmen des Generalplans Ost beauftragt. Ab November 1941 übernahm Thomalla die Zentralbauleitung der SS in Zamosch. In Rahmen der „Aktion Reinhardt“ beaufsichtigte er den Aufbau des Vernichtungslagers Belzec (Bauleitung: Josef Oberhauser) und war selbst Bauleiter und Konstrukteur der Vernichtungslager Sobibor und Treblinka. In dieser Funktion war er kurzzeitig während der Aufbauphase von Sobibor (März bis April 1942) und Treblinka (Mai bis Juni 1942) auch jeweils der erste Lagerkommandant. Unbestätigten Angaben zufolge soll er am 12. Mai 1945 vom NKVD in Jicin (Tschechoslowakei) exekutiert worden sein. Thomalla wurde 1957 in Ulm für tot erklärt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Thomalla

 

 

 

Österreichisches Babij-Jar-Verfahren (1963–1972)

LG Wien 27e Vr 4818/63

Vorerhebungen gegen 168 Angehörige des Polizeibataillons 314 des Polizeiregiments Russland-Süd

Opfer: Juden/Jüdinnen, Roma

Tatland (Tatort): Ukraine (Babi Yar / Babij Jar)

Tatvorwurf:

Am 29. und 30. September 1941 wurden in der Babi-Jar-Schlucht bei Kiew 33.771 Menschen erschossen. Ihre Kleidung wurde auf 137 Lkw verladen und der NS-Volkswohlfahrt übergeben. Der Massenmord wurde von dem zur Einsatzgruppe C gehörigen Sonderkommando 4a ab Juni 1941 im rückwärtigen Operationsgebiet der 6. Armee durchgeführt. Am Massaker beteiligte sich auch das Polizeibataillon 314 des Polizeiregiments Russland-Süd (später: Polizeiregiment 10), dem viele Österreicher angehörten.

Im September und Oktober 1941 war das Sonderkommando 4a in Kiew stationiert. Während dieser Zeit fanden mehrere Exekutionen von Juden/Jüdinnen, Zigeunern und potentiellen Gegnern des NS-Regimes sowie Geisteskranken statt.

Verlauf des Verfahrens:

1963 leitete die Staatsanwaltschaft Wien Vorerhebungen gegen ehemalige Mitglieder dieses Polizeibataillons ein. Nach umfangreichen Erhebungen (über 4.000 Aktenseiten!) wurde am 21.1.1972 die Anzeige gegen 126 Beschuldigte gemäß § 90 StPO zurückgelegt, gegen einen weiteren Beschuldigten wurde das Verfahren wegen Unauffindbarkeit gemäß § 412 StPO abgebrochen. 41 Beschuldigte waren bereits verstorben – gegen sie war das Verfahren bereits 1966–1969 eingestellt worden.

http://www.nachkriegsjustiz.at/prozesse/geschworeneng/ermittlung_babiyar.php

 

 

 

 

Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD

Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD (abgekürzt EGr) waren deutsche „Sondereinheiten“ (Spezialeinheiten), die das Regime des Nationalsozialismus im Polenfeldzug 1939 und im Russlandfeldzug 1941–1945 für Massenmorde an Zivilisten der Feindländer aufstellte und einsetzte. Ihre Opfer waren vor allem politische Intelligenz, Kommunisten, Partisanen und als „rassisch minderwertig“ geltende Juden, „Zigeuner“ und „Asoziale“. Die Haupttäter waren Angehörige der Sicherheitspolizei (bestehend aus Gestapo und Kriminalpolizei) des Sicherheitsdienstes (SD), der Ordnungspolizei (OrPo) und der Waffen-SS.

...

Im Hinblick auf die geplante Endlösung der Judenfrage erteilte Hitler im März 1941 dem „Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei“ Heinrich Himmler Sondervollmachten. Hierzu hieß es in den „Richtlinien auf Sondergebieten zur Weisung Nr. 21 (Fall Barbarossa)“ des Oberkommandos der Wehrmacht vom 13. März 1941 wie folgt:

„Im Operationsgebiet des Heeres erhält der Reichsführer SS zur Vorbereitung der politischen Verwaltung Sonderaufgaben im Auftrage des Führers, die sich aus dem endgültig auszutragenden Kampf zweier entgegengesetzter politischer Systeme ergeben. Im Rahmen dieser Aufgaben handelt der Reichsführer SS selbständig und in eigener Verantwortung. Im übrigen wird die dem Ob. d. H. (Oberbefehlshaber des Heeres d.V.) und den von ihm beauftragen Dienststellen übertragene vollziehende Gewalt hierdurch nicht berührt. Der Reichsführer SS sorgt dafür, daß bei Durchführung seiner Aufgaben die Operationen nicht gestört werden. Näheres regelt das OKH (Oberkommando des Heeres d.V.) mit dem Reichsführer SS unmittelbar.“

Das Nähere wurde in einem OKH-Befehl vom 28. April 1941 des Generalfeldmarschalls von Brauchitsch geregelt (Faksimile in „Verbrechen der Wehrmacht“, S. 58 ff.). Darin heißt es u.a.:

„Die Durchführung besonderer sicherheitspolizeilicher Aufgaben außerhalb der Truppe macht den Einsatz von Sonderkommandos der Sicherheitspolizei (SD) im Operationsgebiet erforderlich. […]

1.) Aufgaben:

a) Im rückwärtigen Armeegebiet:

Sicherstellung vor Beginn von Operationen festgelegter Objekte (Material, Archive, Karteien von reichs- oder staatsfeindlichen Organisationen, Verbänden, Gruppen usw.) sowie besonders wichtiger Einzelpersonen (Führende Emigranten, Saboteure, Terroristen usw.) […]

b) Im rückwärtigen Heeresgebiet:

Erforschung und Bekämpfung der staats- und reichsfeindlichen Bestrebungen, soweit sie nicht der feindlichen Wehrmacht eingegliedert sind, sowie allgemeine Unterrichtung der Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete über die politische Lage. […]

Die Sonderkommandos sind berechtigt, im Rahmen ihrer Aufgabe in eigener Verantwortung gegenüber der Zivilbevölkerung Exekutivmaßnahmen zu treffen. […]“

Die im letzten Satz getroffene Befugnis stellt die aus historischer Sicht dominierende Aufgabe dar, die als „Geheime Reichssache“ laufende „Sonderbehandlung der potentiellen Gegner“. Diese von Heydrich nur den Chefs und dem Führungspersonal der Einsatzgruppen am 17. Juni 1941 mündlich eröffnete Weisung beinhaltete die Ermordung aller kommunistischen Funktionäre und weitgehende Ermordung zumindest der männlichen Juden und aller sonstigen „rassisch Minderwertigen“.

 

...

 

Wann die Mordbefehle auf alle Juden sowjetischer Gebiete, auch Frauen, Kinder und Alte, ausgedehnt wurden, ist unklar. Einige Forscher sehen Heydrichs mündliche Befehle vom 17. Juni 1941 als Ermächtigung zum möglichst schrankenlosen Judenmord an, da die dort genannten Zielgruppen nur vage definiert waren und die Gleichsetzung von kommunistischen Funktionären mit Juden nahelegten.[2] Andere datieren die Ausweitung der Befehle auf den 15. August 1941: Damals besuchte Himmler eine Massenerschießung in Minsk und ermutigte die Täter, ihre notwendige Aufgabe zu erledigen. Fortan wurden die unterschiedslosen Judenmorde die Regel. Heydrich wies die Einsatzgruppenleiter damals zur sofortigen Verbrennung ihrer schriftlichen Befehle an; vier von ihnen traten in der Folge von ihrem Amt zurück.[3]

Otto Ohlendorf, Leiter der Einsatzgruppe D, sagte jedoch in seinem NS-Prozess nach 1945 aus, Himmler habe ihn schon bei seiner Amtseinsetzung am 6. Juni wie folgt instruiert:

Himmler erklärte, dass ein wichtiger Teil unserer Aufgabe in der Beseitigung von Juden, Frauen, Maennern und Kindern, und kommunistischen Funktionären bestuende. Ich wurde etwa vier Wochen vorher ueber den Angriff auf Russland benachrichtigt.[4]

 

...

 

Gliederung und Führer der Einsatzgruppen 

Es wurden vier Einsatzgruppen gebildet und entsprechend der Bezeichnung der Heeresgruppe, in deren Gebiet sie eingesetzt werden sollten, mit den Buchstaben A bis D (von Nord nach Süd laufend) benannt. Jede Einsatzgruppe bestand aus mehreren Teilkommandos, die als Sonderkommandos (SK) bzw. Einsatzkommandos (EK) mit einer durchlaufenden Nummer versehen wurden. Dabei sollten die Sonderkommandos im Armeeoperationsraum und die Einsatzkommandos im rückwärtigen Armeegebiet eingesetzt werden. Diese vorgesehene Aufteilung der Tätigkeitsbereiche wurde jedoch in der Praxis mehr und mehr aufgegeben.

Die Einsatzgruppen hatten etwa die Stärke eines Bataillons, die Sonder- bzw. Einsatzkommandos wiesen Kompaniestärke auf. Insgesamt dürfte die Stärke der Einsatzgruppen etwa 3000 Mann betragen haben.

...

 

Einsatzgruppe C

1. Stärke und Einsatzgebiete

* ca. 700 Mann

* Bereich der Heeresgruppe C bzw. Süd in der nördlichen und mittleren Ukraine

2. Standorte des Stabes

* Lemberg (ab 1. Juli 1941)

* Shitomir (ab 18. Juli 1941)

* Perwomaisk (ab 17. August 1941)

* Nowo-Ukrainska (ab 19. September 1941)

* Kiew (ab 25. September 1941)

* Starobelsk (ab September 1942)

* Poltawa (ab Februar 1943)

3. Führer

* SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Otto Rasch (Juni 1941 – September 1941)

* SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Max Thomas (Oktober 1941 – 28. August 1943)

* SS-Oberführer Horst Böhme (6. September – März 1944)

4. Teilkommandos

Sonderkommando 4a

* SS-Standartenführer Paul Blobel (Juni 1941 – Januar 1942)

* SS-Obersturmbannführer Erwin Weinmann (13. Januar 1942 – Juli 1942)

* SS-Standartenführer Eugen Steimle (August 1942 – 15. Januar 1943)

* SS-Sturmbannführer Theodor Christensen (Januar 1943 – Ende 1943)

Sonderkommando 4b

* SS-Standartenführer Günther Herrmann (Juni 1941 – September 1941)

* SS-Sturmbannführer Fritz Braune (Oktober 1941 – 21. März 1942)

* SS-Sturmbannführer Walter Haensch (März 1942 – Juli 1943)

* SS-Obersturmbannführer August Meier (Juli 1942 – November 1942)

* SS-Obersturmbannführer und Regierungsrat Friedrich Suhr (November 1942 – August 1943)

* SS-Sturmbannführer Waldemar Krause (August 1943 – Januar 1944)

Einsatzkommando 5

* SS-Oberführer Erwin Schulz (Juni 1941 – September 1941)

* SS-Sturmbannführer August Meier (September 1941 – Januar 1942)

Einsatzkommando 6

* SS-Sturmbannführer Erhard Kröger (Juni 1941 – November 1941)

* SS-Sturmbannführer Robert Mohr (November 1941 – September 1942)

* SS-Sturmbannführer Ernst Biberstein (September 1942 – Mai (?) 1943)

* SS-Obersturmbannführer und Regierungsrat Friedrich Suhr (August 1943 – November 1943)

 

...

 

Einsatz im Osten 

Die vier Einsatzgruppen versammelten sich Anfang Juni 1941 in Bad Düben, um von dort dem Ostheer nach Beginn des „Unternehmens Barbarossa“ zur Ausführung ihres Auftrages zu folgen oder wie Heinz Höhne formulierte: „3000 Männer jagten Rußlands 5 Millionen Juden.“ („Der Orden unter dem Totenkopf“ S. 330). Von diesen fünf Millionen lebten jedoch nur vier Millionen in dem von der Wehrmacht eroberten russischen Gebieten. Weitere 1,5 Millionen konnten sich durch Flucht dem Zugriff der Einsatzgruppen entziehen, so dass 2,5 Millionen in den Wirkungskreis von Heydrichs Einheiten gerieten.

Die Masse der sowjetischen Juden waren von den wohlorganisierten Vernichtungsaktionen der Einsatzgruppen völlig überrascht. Besonders die Städte, in denen 90 % der jüdischen Bevölkerung lebten, wurden zur Falle. Unmittelbar nach Eroberung und Besetzung durch die Wehrmacht folgten die Sonderkommandos der Einsatzgruppen. Anfänglich die Unbedarftheit ihrer Opfer ausnutzend, wurden diese durch Plakatanschlag und Aufruf zur Versammlung an einem zentralen Ort oder Gebäude veranlasst. Von dort wurden sie dann in der Regel unter dem Vorwand der Umsiedlung oder des Arbeitseinsatzes zum Ort ihrer Tötung transportiert. Nachdem sich das den Juden zugedachte Schicksal unter der Bevölkerung zunehmend herumgesprochen hatte, wurde die Erfassung der jüdischen Einwohner mit Zwangsmaßnahmen sichergestellt. Dabei wurden die Ortschaften und einzelne Stadtteile teilweise auch unter Mithilfe von Wehrmachtseinheiten durch Postenketten abgeriegelt und Haus für Haus durchsucht.

In der Anfangsphase versuchten die Einsatzgruppen durch die Entfachung von „spontanen“ Pogromen, die antijüdische Haltung von Teilen der Bevölkerung besonders in den baltischen Staaten für ihre Zwecke auszunutzen und damit neben der Entlastungsfunktion die einheimische Bevölkerung in die Verantwortung für das Geschehen mit einzubinden. So töteten antikommunistische Aufständische auf äußerst brutale Weise durch Erschlagen auf offener Straße in der litauischen Hauptstadt Kaunas 3.800 Juden. Weitere große Pogrome fanden in Riga und Lemberg (Lwow) statt.

Die Einsatz- oder Sonderkommandos operierten weitgehend selbstständig. Art und Weise der Gefangennahme ihrer Opfer und der Exekutionen unterschieden sich nur in Details bei den einzelnen Einheiten. Im Folgenden soll deshalb, stellvertretend für die grundsätzliche Vorgehensweise, der entsprechende Passus aus dem Urteil des Landgerichts München I vom 21. Juli 1961 in der Strafsache gegen Otto Bradfisch und andere zitiert werden:

„In Ausführung des Befehls zur Vernichtung der jüdischen Ostbevölkerung sowie anderer gleichfalls als rassisch minderwertig angesehener Bevölkerungsgruppen und der Funktionäre der russischen KP führte das EK 8 nach Überschreitung der im Jahre 1939 zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion festgelegten Demarkationslinie laufend Erschiessungsaktionen durch, bei denen hauptsächlich Juden getötet wurden. […] Die Erfassung der Juden in den jeweils betroffenen Orten – im damaligen Sprachgebrauch als „Überholung“ bezeichnet – geschah in der Weise, dass die Ortschaften oder Strassenzüge von einem Teil der Angehörigen des Einsatzkommandos umstellt wurden und anschliessend die Opfer durch andere Kommandoangehörige aus ihren Häusern und Wohnungen wahllos zusammengetrieben wurden. Die Opfer wurden dann entweder im unmittelbaren Anschluss an ihre Gefangennahme mit Hilfe von Lastkraftwagen an die vorher bereits festgelegten und vorbereiteten Erschiessungsstätten transportiert oder in dafür geeigneten Gebäuden (Schulen, Fabrikgebäuden) oder an sonstigen Örtlichkeiten gefangen gehalten, bis sie dann am nächsten Tag oder einige Tage später erschossen wurden. Schon bei diesen sogenannten „Durchkämmungsaktionen“ kam es zu körperlichen Misshandlungen und in einzelnen Fällen auch zur Tötung alter und kranker Leute, die nicht mehr gehfähig waren und infolgedessen in ihren Behausungen oder deren unmittelbarer Nähe erschossen wurden.

Die Massenerschiessungen fanden jeweils ausserhalb der „überholten“ Stadt oder Ortschaft statt, wobei entweder natürliche Bodenvertiefungen, verlassene Infanterie- und Artilleriestellungen und vor allem Panzergräben oder von den Opfern selbst geschaufelte Massengräber als Exekutionsorte dienten. Bei den Exekutionen, die während der ersten Wochen des Russlandfeldzuges erfolgten, wurden nur Männer etwa im Alter zwischen 18 und 65 Jahren getötet, während man Frauen und Kinder offenbar zunächst noch verschonte. Spätestens ab August 1941 jedoch – bereits bei den Erschiessungen in Minsk – ging man dazu über, Männer und Frauen jeder Altersstufe und auch Kinder zu töten. Nach Abschluss der Vorbereitungen wurden die Opfer, die in unmittelbarer Nähe der Erschiessungsgrube von den Lastkraftwagen abgeladen wurden und auf dem Boden sitzend auf die weiteren Ereignisse warten mussten, entweder durch Angehörige des EK 8 an die Gruben herangeführt oder durch Gassen, die von Kommandoangehörigen gebildet wurden, an die Gruben, notfalls mit Hilfe von Stockschlägen herangetrieben. Nachdem sie zunächst ihre Wertsachen und die gut erhaltenen Kleidungsstücke abgegeben hatten, sofern dies nicht bereits bei der Gefangennahme geschehen war, hatten sie sich mit dem Gesicht zum Boden in die Grube zu legen und wurden dann durch Schüsse in den Hinterkopf getötet. Bei den anfänglichen Erschiessungsaktionen (Bialystok, Baranowicze, Minsk), aber auch gelegentlich noch später anlässlich von Grossaktionen, wurden aus den Angehörigen der Einsatzkommandos und den zugeteilten Polizisten Hinrichtungspelotons zusammengestellt, die in ihrer Stärke der Zahl der jeweils zur Erschiessungsgrube getriebenen Menschengruppen entsprachen oder in einzelnen Fällen auch die doppelte Stärke besassen, so dass jeweils ein Schütze oder zwei Schützen auf ein Opfer zu schiessen hatten. Diese Erschiessungskommandos, die mit Karabinern ausgerüstet waren, wurden zumeist aus Polizeiangehörigen zusammengestellt und von einem Zugführer der unterstellten Polizeieinheit entsprechend den ihm von der Führung des EK 8 erteilten Anordnungen befehligt. Bei diesen von Erschiessungspelotons vorgenommenen Exekutionen kam es gelegentlich auch vor, dass die Opfer sich am Grubenrand aufstellen mussten, um anschliessend in die Gruben „hineingeschossen“ zu werden.

Im Laufe des Einsatzes ging man jedoch immer mehr dazu über, die Erschiessung durch Gewehrsalven abzustellen und die zur Exekution bestimmten Menschen durch Einzelfeuer aus Maschinenpistolen zu töten. Der Grund hierfür lag einmal darin, dass die Erschiessung mittels Gewehrsalven verhältnismässig lange Zeit in Anspruch nahm, zum anderen, dass die Wirkung der aus kürzester Entfernung abgegebenen Schüsse so heftig war, dass das Erschiessungskommando und sonstige an den Aktionen beteiligten Personen von Blut und von Gehirnteilen der Getöteten bespritzt wurden, ein Umstand, der die ohnehin schon ausserordentliche seelische Belastung der zu den Hinrichtungskommandos eingeteilten Männer so sehr steigerte, dass häufig Fehlschüsse vorkamen und dadurch eine Verlängerung der Leiden der Opfer eintrat.

Die Erschiessungen mittels Maschinenpistolen gingen in aller Regel so vor sich, dass die zur Durchführung der Hinrichtung ausersehenen Angehörigen des Einsatzkommandos in der Grube an der Reihe der zu erschiessenden Personen entlang gingen und ein Opfer nach dem anderen durch Schüsse in den Hinterkopf töteten. Diese Art der Exekution führte allerdings zwangsläufig dazu, dass ein Teil der Opfer, auf den schlecht oder überhaupt nicht abgedeckten Leichen liegend und den sicheren Tod vor Augen, längere Zeit warten mussten, bis sie selbst den Todesschuss erhielten. In einigen Fällen wurde die Tötung der Opfer in der Weise durchgeführt, dass diese im Laufschritt an die Erschiessungsstätte herangetrieben, in die Grube gestossen und dann im Fallen erschossen wurden. Während bei den Erschiessungen in Bialystok und Baranowicze, zum Teil auch noch bei den Exekutionen in Minsk, die Leichen mit Sand oder Erde mehr oder weniger gut abgedeckt worden waren, bevor die nächste Gruppe an die Grube herangetrieben oder herangeführt wurde, fand eine solche Abdeckung bei den späteren Erschiessungsaktionen nur noch selten statt, so dass die nachfolgenden Opfer, soweit sie in der Grube erschossen wurden, sich jeweils auf die Leichen der unmittelbar vorher Getöteten zu legen hatten. Aber auch in den Fällen, in denen die Leichen flüchtig mit Sand oder Erde zugeworfen worden waren, spürten die nachfolgenden Opfer die Körper ihrer getöteten Schicksalsgenossen, deren Körperteile häufig noch aus der dünnen Erd- oder Sandschicht herausragten.

Ein Arzt wurde zu den Exekutionen nicht hinzugezogen. Falls eines der Opfer noch Lebenszeichen von sich gab, wurde ihm von einem Angehörigen des Kommandos, zumeist einem Führer, mit der Pistole ein Nachschuss verabreicht.

Die Exekutionsstätten wurden jeweils durch Angehörige des Einsatzkommandos oder diesem unterstellte Polizeibeamte abgeriegelt, so dass für die in unmittelbarer Nähe der Erschiessungsgruben auf ihren Tod wartenden Menschen keine Möglichkeit bestand, ihrem Schicksal zu entrinnen. Vielmehr hatten sie Gelegenheit – dieser Umstand stellt eine besondere Verschärfung ihrer Leiden dar –, das Krachen der Gewehrsalven oder der Maschinenpistolenschüsse zu hören und in einzelnen Fällen sogar die Erschiessungen, denen Nachbarn, Freunde und Verwandte zum Opfer fielen, zu beobachten. Angesichts dieses grausigen Geschicks brachen die Opfer häufig in lautes Weinen und Wehklagen aus, beteten laut und versuchten, ihre Unschuld zu beteuern. Zum Teil aber gingen sie ruhig und gefasst in den Tod.“[5]

Obwohl Himmler immer wieder betonte, dass er für alles, was die Einsatzgruppen im Osten auszuführen hätten, vor Gott und Hitler die alleinige Verantwortung trage, so dass das grauenhafte Geschehen nicht zu einer Gewissenbelastung des einzelnen Mannes führen könne, wurden für alle Tötungsaktionen Pseudobegründungen angeführt. So war es einmal die Sorge vor Seuchengefahren, dann angebliche Partisanen oder Partisanenverdächtige oder pauschal die „jüdische Gefahr“ schlechthin, die die Erschießungsaktionen rechtfertigten. Insassen von Irrenanstalten mussten erschossen werden, weil sie eine Gefahr für die Umgebung darstellten usw. Die psychologische Rechtfertigung ging soweit, dass ohne eine derartige Scheinbegründung schließlich keine Liquidierungen mehr durchgeführt wurden.

02/2009

http://de.wikipedia.org/wiki/Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Aus den oben genannten Gründen kann ich mir auch nicht vorstellen, daß nach unserer Ankunft am 31.10.1941 in Zwiahel Judenmorde noch durchgeführt worden sind, von denen wir nichts gehört hätten. Als meine Kollegin und ich nach Zwiahel kamen, waren aber nach den Auskünften, die wir erhielten, alle Juden mit Ausnahme eines Schneiders und eines Schusters ermordet. Wie wir selbst sahen, waren auch riesige Stadtteile völlig leer. Man erklärte uns, daß das Judenhäuser seinen und wenn man in die ausgeplünderten Häuser ging, sah man auf den Fußböden hebräische Schriften im Schmutz liegen. Zwiahel hatte, wie ich einem Brief an meine Eltern vom 1.11.41 entnehme, 40.000 Einwohner mit 10 Schulen. In den umliegenden Kasernen hatten 60.000 (sechzigtausend) Mann Soldaten gelegen. Allein deswegen musste schon der Ort sicher reichlich Geschäfte gehabt haben. Jetzt bestand kein einziges Geschäft mehr. Da in der Ukraine, wie man uns erzählte, alle Handwerker jüdisch waren, alle Geschäfte von Juden geführt worden waren, mussten sicher über 10.000 Juden in der Stadt gewesen sein. Im meinem Tagebuch habe ich unter dem 13.12.1941 vermerkt, daß die ukrainischen Mädchen in der Küche erzählten, daß insgesamt elftausend Juden in Swiahel ermordet worden seinen. Es seien dort Gräben, in denen bis 1.500 Juden lägen. ..." (Seite 507)

Julia Paulus, Marion Röwekamp (Hg.): Eine Soldatenheimschwester an der Ostfront. Briefwechsel von Annette Schücking mit ihrer Familie (1941-1943. Verlag: Ferdinand Schöningh, Paderborn 2015

 

 

 

Mo, 28.01.13 | 23:30 Uhr

Geschichte im Ersten

Die 6. Armee

© WDR

Länge: 45 Minuten

Film von Heinrich Billstein

Mit kaum einem anderen deutschen Truppenverband verbinden sich so viele Mythen und Legenden wie mit der 6. Armee - vor allem seit ihrer verheerenden Niederlage in Stalingrad vor genau 70 Jahren. Als eine Armee, die sich heldenhaft für Volk und Vaterland opfert, wurden die Soldaten bereits unmittelbar nach der Kapitulation von den Nationalsozialisten stilisiert. Nach dem Krieg wurde sie zum Inbegriff einer von ihren Führern verratenen, sinnlos geopferten Armee. Dieses Bild vom „Opfer", das bis heute überdauert hat, überdeckt aber nicht nur die dunklen Seiten dieser Armee, sondern es zeigt auch nur einen Ausschnitt aus dem „Leben" der 6. Armee, das nicht erst in Stalingrad beginnt und auch nicht dort endet.

Die Dokumentation von Heinrich Billstein skizziert das gesamte Bild. Sie zeichnet den Weg der 6. Armee vom Beginn des Ostfeldzuges im Juni 1941 an nach. Als Teil der Heeresgruppe Süd hatte sie die Aufgabe, auf ihrem Vormarsch große Städte wie Kiew und Charkow zu erobern und zu besetzen. Damit war schon vorgezeichnet, dass sie mit Verbrechen an der Zivilbevölkerung, vor allem an Juden, in enge Berührung kommen würden. Große Massaker, wie das von Babij Jar, geschahen in ihrem Zuständigkeitsbereich und mit ihrer logistischen Unterstützung, und auch die Aushungerungspolitik gegenüber der Bevölkerung von Charkow wurde unter ihrer Hoheit durchgeführt. So galt die 6. Armee nicht nur durch militärische Siege, sondern auch in ihrem Besatzungshandeln nach nationalsozialistischen Maßstäben als außergewöhnlich erfolgreiche Armee, mit allem Schrecken, den das für die Zivilbevölkerung bedeutete. Und gleichzeitig war sie in ihrem Charakter exemplarisch. Der Historiker Dieter Pohl urteilt, sie sei - auch in der Anfangsphase unter dem streng nationalsozialistisch handelnden und befehlenden Generalfeldmarschall von Reichenau - „eine Armee wie andere auch innerhalb des Krieges gegen die Sowjetunion" gewesen. „Wenn eine andere Armee durchmarschiert wäre mit einem anderen Oberbefehlshaber, wären wahrscheinlich auch nicht weniger Menschen umgebracht worden."

In Erinnerungen von ehemaligen Stalingrad-Kämpfern und von ukrainischen und russischen Zivilisten wird das Bild der 6. Armee noch einmal lebendig.

http://programm.daserste.de/pages/programm/detail.aspx?id=BFB1C84C2522C9D57E642A14AB4075A6

 

 

Julia Paulus / Marion Röwekamp (Hrsg.):
Eine Soldatenheimschwester an der Ostfront:
Briefwechsel von Annette Schücking mit ihrer Familie (1941-1943)
Ferdinand Schöningh Verlag, Münster 2015
660 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-506-78151-2, Preis: 64 Euro

https://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=35562

 

 


 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von: ...

Gesendet: Montag, 27. Januar 2014 15:19

An: peter@peterthiel.de

Betreff: anfrage zu zwiahel

Sehr geehrter Herr Thiel,

mein Vater (1913-98, Wachtmeister im Artillerie-Regiment 198) war etwa zur selben Zeit (7/41) in der Gegend von Swiahel wie Ihr Großvater. Auch er hat ein Tagebuch geführt.

Ich habe jetzt eine (vielleicht doofe) Frage: Kann ich das Tagebuch Ihres Großvaters im Internet in Gänze lesen? Es gibt auf der Seite ja nur einige Auszüge, die allerdings erschütternd sind.

Seit ich das TB meines Vaters gelesen habe, suche ich nach Berichten, aus denen ich noch mehr über das Soldatenleben, das mein Vater führen musste, erfahre. Über Zwiahel notierte er am 18.7.41 (aus einem Biwak in Policz) : "Bei Zwiahel, dem nächsten größeren Ort an der Rollbahn, soll schon einige Tage erbittert gekämpft werden. Gefangene werden angeblich auf beiden Seiten möglichst wenig gemacht. -Schlacht kommt von "Schlachten". - Wir stehen vorm Einsatz."

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Es grüßt Sie - ... (Tochter).

 

 

 

 

Sehr geehrte Frau ...,

in dem Tagebuch steht über Swiahel nicht viel drin.

Den Erlebnisbericht über die Massenexekutionen im August 1941 hat mein Großvater erst nach dem Krieg aufgeschrieben.

Vorher wäre das nur unter Lebensgefahr möglich gewesen und hätte auch niemanden genützt, da man das ja nicht einfach irgendwo vortragen konnte.

 

Die Kampfhandlungen, von denen Ihr Großvater berichtet, waren da vermutlich schon einige Wochen vorbei.

 

Mein Großvater hat vermutlich auch nicht an regulären Kampfhandlungen teilgenommen, da er sozusagen den rückwärtigen Diensten angehörte (Landesschützenbataillon). Dadurch wurde er ja auch unfreiwilliger Zeuge der Erschießungen.

 

Haben Sie schon bei der Deutschen Dienststelle nach den Wehrmachtsunterlagen ihres Vaters nachgefragt?

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Peter Thiel

 

 

 

 


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